Seite:OberamtSchorndorf0044.jpg

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und in dem Reviere Weißach, Forstbezirks Reichenberg. Das Verhältniß der Waldfläche zum Ganzen ist wie 1 : 2,211 oder wie 1000 : 2211; die Waldfläche nimmt also fast die Hälfte des Bezirkes (im O.A. Waiblingen etwa 1/5, im O.A. Eßlingen etwa 1/3) ein. (Bei dem Steuerprovisorium wurde das besteuerte Waldareal zu 68981/4 M. und dessen Cataster zu 6363 fl. 16 kr., also der Morgen zu 1 fl. 3 kr. Rein-Ertrag angenommen.)

Die Waldungen liegen theils auf dem Schurwald, theils auf der rechten Seite der Rems, den Ausläufern des Welzheimer Waldes, und theils auf den Berglen. Die größte zusammenhängende Waldfläche bildet der S. 2 erwähnte Schurwald, von den Bewohnern auch der „weite Wald" genannt, welcher die Reviere Adelberg, Baiereck und Engelberg umfaßt und mehrere tausend Morgen groß ist. Im obern Remsthal scheidet links (westlich) die Schorndorf-Göppinger Straße, rechts (östlich) das Wieslaufthal das Nadelholz ziemlich scharf von dem Laubholze, welches in der untern Remsgegend, mit Ausnahme weniger Nadelholzculturen, aus Lärchen, Forchen und Fichten bestehend,[1] durchgängig den Holzbestand bildet, so daß in dem Oberamtsbezirke 19/20 der Wald-Fläche als Laubwald angenommen werden können. Man kann also sagen, daß die Grenze des Weinbaues auch die Grenze zwischen älterem Nadel- und dem Laub-Holz ist. In dem Laubwalde herrscht bei Weitem die Buche vor, in der verschiedensten Mischung mit Eichen, Rauhbuchen, Birken, Eschen, Ahorn, Ulmen, Erlen u. s. w. Ungewöhnlich starke Exemplare von Tannen und Eichen, des häufigen Pulverholzes (Rhamnus frangula), des Schwarzdorns (Prunus spinosa), des Pfaffenhütchens (Evonymus europaeus) und des Schlingstrauches (Viburnum lantana) sind nicht selten. In der Maad bei Hohengehren, Reviers Engelberg, steht eine Eiche von 32 Klaftern.[2] Tannen und Buchen von 4 Klaftern sind keine Seltenheit, besonders im Revier Adelberg. Als seltenere Hölzer sind beachtenswerth: Gruppen des Lebensbaumes (Thuja occidentalis), im ebengedachten Revier, außerdem Akazien, Lärchen, wilde Kastanien, Schwarzforchen, Weihmuthskiefern, Traubenhollunder (Sambucus racemosa), Besenpfriemen. Das im Revier Engelberg auf dem Goldboden (von dem goldgelben Sand-Boden so genannt) im Jahr 1841 gesetzte Jubiläumsdenkmal ist von einer Anlage der hundert Hartig’schen Holzarten umgeben. Überhaupt zeichnet sich das Revier Engelberg durch seltene und starke Hölzer aus, besonders die Umgebung von Engelberg. (Sie sind in Heft 11 von Gwinner’s forstl. Mittheilungen


  1. Die Angabe einiger Schriften, als ob der Schurwald nur Laubholz enthalte, ist unrichtig.
  2. Im Revier Engelberg finden sich besonders starke und alte Eichen. Dasselbe zählte 1844 von 1/8 Klafter an aufwärts 12.507 Eichen mit einem Gehalt von 29.804 Klaftern.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0044.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)