Seite:OberamtSchorndorf0114.jpg

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Die Gemeinde hat 99 Haupt- und 49 Neben-Gebäude. Die Nachbarschaftswege wie die größeren Communications-Straßen sind in den Berglen ganz gut. Die Einwohner sind fleißig, die Betriebsamkeit aber ist bei vieler Gewinnsucht, die namentlich durch einen Händlersgeist hervortritt, noch beschränkt. Die Vermögensverhältnisse sind durchaus sehr bescheidener Art und nicht immer sichern Fleiß und Sparsamkeit das Auskommen. Obstbau, Ackerbau und Viehzucht sind in den Berglens-Orten zwar die Haupt-Erwerbsmittel, in Necklinsberg aber herrscht der Weinbau vor. 1

Was den landwirthschaftlichen Betrieb in den Berglensorten betrifft, so ist derselbe, wie schon in der Oberamts-Beschreibung von Waiblingen S. 188 bemerkt, vergleichungsweise noch weit zurück, woran wohl der Mangel an größeren Gütern, deren Besitzer durch Beispiel vorangingen, Schuld trägt. Neben dem natürlichen Dünger wird einzig für den Weinberg Kerf (Mergel) verwendet. Besser angelegte Dungstätten fehlen ganz. Der alte deutsche Beet- und Wende-Pflug und der Suppinger Pflug herrschen vor. Die gewöhnliche Dreifelderwirthschaft mit starkem Bracheinbau von Kartoffeln, Erbsen, Linsen, Wicken und Rüben ist allgemein. Die gewöhnlichsten Halmfrüchte sind Weizen, Dinkel, Haber, Einkorn. Rother Klee, Luzerne und Esper wird selten gebaut. Der Ertrag ist vom Weizen 2, vom Dinkel 3 und vom Haber 4 Sch. vom Morgen. Die Bespannung besteht in Kühen am Doppeljoch; in der Regel genügt ein Paar am Pfluge. Der Absatz an Früchten nach Außen ist höchst unbedeutend. Es wird wenig Flachs, aber ziemlich viel Hanf von mittlerer Qualität, der im Haus gesponnen wird, gebaut. Die gegen die vielen Thaleinschnitte und in den Thälchen liegenden Wiesen erzeugen vieles und gutes Futter in 2, theilweise 3 Schnitten. Die Bergwiesen, theilweise nur einmähdig, liefern ein ziemlich mittelmäßiges Futter. Futter nach Außen wird nicht verkauft. Wässerung findet nicht statt. Die Bauart der Weinberge weicht von jener im Thale nicht ab. Die Weinberge liegen an Bergen. Auf den Morgen kommen 2800 Stöcke, meist Sylvaner, rothe und weiße Elblinge. Der Wein ist weniger gut als der Remsthäler, mit dem er sonst viele Ähnlichkeit hat. Der Necklinsberger und Buhlbronner hat einen guten Klang. Der Ertrag ist etwa 6 E. vom M. Im J. 1846 stieg der Preis eines Eimers bis auf 66 fl. Eine Hauptnebennutzung besteht in Bohnen und Wälschkorn. Der Preis eines Morgens Acker ist 20–300 fl., Wiesen 40–450 fl., Weinberg 400 fl. Der bedeutende Obstbau ist fortwährend im Zunehmen und es thut sich besonders Krehwinkel durch die Güte seiner Sorten hervor. Am Besten gerathen die Kirschen. Größere Baumschulen fehlen. Das Mosten ist die Hauptbenützungsweise. Kirschengeist wird sehr viel bereitet und ausgeführt. Alle Waiden sind verschwunden. Die Rindviehzucht ist überhaupt

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0114.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)