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Steinenberger Viertels, und 53 in’s Oberamt Schorndorf, davon 11 in den Urbacher und 42 in den Rudersberger Stab. Den Gemeindestab hatte Rudersberg, die niedere Obrigkeit aber jeder Theil auf seinen Gütern. Hieraus ist auch der frühere Stand der Bevölkerung zu ersehen.

Der Gemeindebezirk Asberglen wurde 1819, bis wohin die drei Orte zum Steinenberg gehörten, gebildet.


Baiereck,
Gemeinde III. Kl. mit 456 Einw. a. Baiereck, Pfarrdf. 321, wor. 5 Kath. b. Nassachmühle 19 Einw., wor. 1 Kath. c. Unterhütt, W. 116, wor. 1 Kath. – Ev. Pfarrei. Parc. b. und c. Filial von Ebersbach, O.A. Göppingen. Die Kath. sind nach Pfauhausen O.A. Eßlingen eingepfarrt.


Die genannten Gemeinde-Parcellen sind in zwei tiefen Schluchten des mit dem Schurwald zusammenhängenden Schlichtenwaldes (vergl. oben Aichelberg) gelegen, in welche sich mehrere Einschnitte verzweigen, und erstrecken sich bis an die Grenze des Oberamtes Göppingen, auf welcher die Nassachmühle liegt. Auf der nahen Krapfenreuter Höhe ist die herrlichste Aussicht auf die ganze Alp. Diejenige Schlucht, worin Baiereck liegt, ist vom Lochbach bewässert und mündet in östlicher Richtung in das von Norden herkommende Herrenbachthälchen aus, das sich gegen Süden fortsetzt und erweitert und, nachdem es einige Gewässer, namentlich von Westen her den Seebach und von Norden her die Nassach aufgenommen, Nassachthälchen heißt. Der Nassachbach mit seinen Zuflüssen vereinigt sich im Oberamte Göppingen mit der Fils. Der Bezirk ist ganz von düsterem Wald umgeben, rauh und unwirtlich und nur ein kleiner Theil der Thalseiten angebaut. Die Luft ist gesund, Hagelschlag selten, das Trinkwasser ganz vorzüglich (s. o. S. 6), der sandige Boden aber weniger fruchtbar, als auf dem Wald überhaupt (s. Hegenlohe). Die Gemeinde Baiereck hat auffallend viele unehliche Geburten (s. o. S. 26). Die Nahrungsverhältnisse wurden als die armseligsten im Oberamts-Bezirke schon 1741 amtlich bezeichnet; die Einwohner sind meistens Taglöhner, Holzhauer, Besenbinder und mitunter Kohlenbrenner. Das Baufeld reicht für die Bevölkerung längst nicht mehr zu und die Landwirthschaft liegt ganz darnieder. Die steilen Wege, welche Baiereck mit Schorndorf über Schlichten und mit Göppingen und Eßlingen über Hegenlohe verbinden, sind in äußerst schlechtem Zustande. Eine 1847 auf Staatskosten begonnene Straße durch das Nassachthälchen dürfte künftig in letzterer Hinsicht Hilfe schaffen. Auch zu Vermehrung des Grundbesitzes ist der Staat einigermaßen in’s Mittel getreten, indem er 1845 der Parcelle Unterhütt 20 M. Wald zur Ausrodung abtrat und an Baiereck 1850 auf 15 Jahre 36 M. Wald zur landwirthschaftlichen Benützung überließ.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0117.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)