Seite:OberamtSchorndorf0118.jpg

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Nur der vom Boden begünstigte Kartoffelbau und die jedoch auf die gewöhnlichen Sorten gerichtete Obstzucht verdienen Erwähnung.

Die Zehenten, ausschließlich des der Pfarrei Ebersbach, Oberamts Göppingen, zustehenden Heu- und kleinen Zehentens von Baiereck, bezieht der Staat; Unterhütt ist frei vom kleinen Zehenten. Dem Staat gebühren auch die übrigen Grundgefälle; nachdem 2 fl. 12 kr. Laudemien und 29 fl. 20 kr. Geldzinse für 583 fl. 5 kr. abgelöst worden, hat er nur noch 19 fl. 32 kr. und 181/2 Sch. Frucht wegen der Zehenten zu erheben.

a) Das Pfarrdorf Baiereck, 11/2 Stunden südlich von Schorndorf in einer engen, unheimlichen Thalschlucht, wohl der engsten und tiefsten des ganzen Waldes, gelegen, ist einerseits mit Schorndorf, andererseits mit dem Neckar- und Fils-Thal durch eine gefährliche Steige verbunden und vom Lochbach bewässert. Das Dörfchen hat eine vortreffliche, nie versiegende Quelle, mit welcher in älteren Zeiten eine Badstube verbunden war. Der Förster des Reviers Baiereck hat in Thomashardt seinen Sitz. Der Ort zählt 70 Haupt- und 8 Neben-Gebäude. Seine Beschaffenheit ist weitum die ungünstigste: armselige Hütten, planlose Bauart, holperige, schmutzige, nur 7–8′ breite Wege; über den mitten durch den Ort fließenden Bach nicht eine einzige Brücke. Die Häuser hängen, da die Thalsohle äußerst schmal ist, an den beiderseitigen Bergabhängen. Das Kirchlein, zu dessen „Deckung und Zurichtung“ der herzogliche Kirchenrath 1595 einen Gnadenbeitrag von 32 fl. bewilligte, ist von Fachwerk, ohne Orgel, und das Thürmchen ohne Uhr hat nur eine Glocke. Es wurde 1849 mit einem Staatsbeitrag von 500 fl. von der Gemeinde ausgebessert. Ein Pfarrhaus ist noch nicht vorhanden. Das baufällige Schulhaus mußte abgebrochen werden und da die Gemeinde wegen Armuth kein neues errichten konnte, so wurde ihr 1848 eine Kirchencollecte gestattet, die 2002 fl. 14 kr. ertrug, und 1850 vom Staat 700 fl. beigetragen, so, daß das neue, auch zum Rathhaus bestimmte Gebäude 1850 vollendet werden konnte. – Die Markung von Baiereck begreift außer oben erwähnten 36 M. gerodetem Waldboden, 166/8 M. Gärten, 1127/8 M. willkürlich gebaute Äcker und 1562/8 M. Wiesen, also 17/20 M. auf den Kopf. Schon in den Jahren 1819/32 wurden 261/2 M. Allmanden angebaut. Ein Gemeindewald ist nicht vorhanden. Auch das Gemeindevermögen ist gering: 17 M. Grundeigenthum und 1210 fl. Capitalien, worauf 1080 fl. Schulden ruhen. Die verhältnißmäßig große Gemeindeumlage beträgt 400 fl. Die anderwärts der Stiftungspflege obliegenden Ausgaben müssen, da hier keine vorhanden ist, von der Gemeinde bestritten werden. Baiereck war früher nach Ebersbach eingepfarrt. Theils wegen der weiten Entfernung und theils wegen des großen Bedürfnisses, den sittlichen Zustand zu heben, wurde aber für die zusammengesetzte

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0118.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)