Seite:OberamtSchorndorf0193.jpg

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und in 3990 fl. Capitalien; an Gemeindeschaden werden 400 fl. umgelegt. Das Stiftungsvermögen beträgt 1569 fl.

Die Pfarrei ist mit der Pfarrei Winterbach unirt und wird durch den dort wohnenden Helfer versehen. An der Schule stehen ein Schulmeister und ein Gehilfe. Die Schulstiftungen betragen 70 fl., der Schulfond 86 fl. Für eine Kleinkinderschule gewährt eine englische Familie Aston, die früher in der Nähe wohnte, die Mittel. Winters besteht seit 1827 eine Industrieschule. Die Todten werden in Winterbach beerdigt.

Die älteren Verhältnisse von Weiler betreffend, so erwarb Kloster Adelberg im 13. Jahrhundert durch Tausch ein hiesiges Gut von Heinrich von Pappenheim (O.A. Beschr. Göppingen, S. 135). Neben Adelberg war auch begütert das Kloster Lorch, dessen Besitz den 22. Juli 1293 Graf Eberhard von Württemberg für das herkömmliche Vogtrecht zu schirmen versprach (Besold, 736). Lorch besaß 1500 hier 11 ganze, 9 halbe Hufen und 13 Lehen, die von 1526 bis 1550 dem Hospital Schorndorf verpfändet waren. Von 8 weiteren Hofstücken, 21 Hufen und 6 Lehen standen Vogteigefälle der Kellerei zu. Diese letzteren verpfändete 1360 Graf Eberhard von Württemberg um 450 Pfund Heller an Johann von Nippenburg und seine Gattin Katharina, Tochter Heinr. Rohrbecks zu Schorndorf (Staatsarchiv). Von Nippenburg ging dieses Pfand an Friz Gaisberg über, welcher im J. 1392 von Graf Eberhard von Württemberg die Hälfte des hiesigen Zehenten zu Lehen erhielt. Von diesem kam das Pfand durch Kauf 1406 an Rudolf von Baldeck, seinen Tochtermann, kehrte dann an die Gaisberg zurück und wurde im J. 1456 von Graf Ulrich wieder eingelöst.

Am 6. Juli 1359 stiftete Schultheiß Gericht und Gemeinde eine Heiligkreuzfrühmeß mit Genehmigung der Grafen Ulrich und Eberhard von Württemberg. Weiler war aber Filial von Winterbach. Wann die hiesige Pfarrei errichtet worden ist, ist unbekannt. Die Zehenten gehörten der Kellerei, ausgenommen den kleinen Zehenten, der dem Pfarrer von Schorndorf gehörte und statt desselben seit 1508 jährlich 5 fl. und zwei Gänse, sowie die Zehenten von den Ferkeln gegeben wurden.

In Weiler war Bürger und wahrscheinlich auch geboren David Wolleber, der bekannte Verfasser einer (nicht gedruckten) württembergischen Chronik sammt Landbuch, welche wegen der von ihm gegebenen Mittheilungen, zumal auch wegen einer Widmung an das Haus Österreich, Anfechtungen erlitt. Er starb um 1597 bei Eßlingen auf der Straße unter den Händen eines Raubmörders (Longolischer Beschäftigungen 1. Band, S. 313. Pfaff, Quellen 30).

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0193.jpg&oldid=- (Version vom 30.10.2020)