Seite:OberamtSchorndorf0195.jpg

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fruchtbar und für jede Culturart geeignet. Die Luft ist viel neblig und feucht, aber mild; Frühlingsfröste sind weniger selten, als Hagelschaden. Der Schönbühl bildet eine Wetterscheide. Die Gemeinde zählt 335 Haupt- und 77 Neben-Gebäude (im J. 1400 gegen 100; 1500 137 Gebäude). Die Kirche zu St. Michael auf einer kleinen Anhöhe ist ein ziemlich gut erhaltenes, 1309 errichtetes, bis unter das Dach massives Gebäude von schönen Verhältnissen. (In einer Ecke ist eingehauen: Anno ab incarnatione Domini MCCCVIIII con.) Der Chor ist leider durch die Orgel verstellt; die Sacristei, gothischen Styls, war ursprünglich ohne Zweifel eine Kapelle, und enthält einige hübsche Grabmäler aus neueren Zeiten. Der starke massive Thurm, der im dreißigjährigen Kriege theilweise abbrannte, wobei die drei Glocken schmolzen, hat 1656 ein hölzernes Stockwerk erhalten. Neben der Kirche stehen die Wohnungen des Pfarrers und des Helfers, welche beide letzteren die Stiftungspflege mit dem Staat zu bauen hat, und die beiden Schulhäuser, ihr gegenüber das ansehnliche, vor etwa 20 Jahren erneuerte Rathhaus, vor welchem ein großer Brunnen mit 4 Röhren.

Die Nahrungsquellen sind Ackerbau mit Viehzucht, hauptsächlich aber Weinbau. Die Markung von Winterbach begreift an Baufeld 85 M. Gärten, 8522/8 M. Äcker, worunter 3042/8 M. Wechselfelder, 7251/8 M. meist zweimähdiger Wiesen und 3712/8 M. Weinberge; also etwa 9/10 M. auf den Kopf. An der Markung sind überdieß die Einwohner der umliegenden Orte mehr oder weniger betheiligt. Von 1805–1824 sind 741/2 M. Allmanden angebaut worden (1702 – 500, 1774 – 1132, 1815 – 1812 Einwohner.) Gegen manche andere Orte steht das Dorf noch gut, und die Mittelbegüterten sind überwiegend. Die Landwirthschaft wird gut betrieben, die Mistjauche außerordentlich benützt und die Dungstätten sind wohl eingerichtet. Der Besserung mit Gyps und Compost ist o. S. 37 gedacht. Der Hohenheimer und Brabanter Pflug ist im Gebrauche. Die ganze Brache wird eingebaut. Dinkel, der gut geräth ist die Hauptfrucht, außer diesem Weizenmischling, Roggen und Gerste. Auf den M. kommen als Aussaat 1 Sch. Dinkel oder 4 S. Weizen und 7 beziehungsweise 3 Sch. Ertrag. Auf einen M. Weinbergs kommen etwa 3600 Stöcke, in der Regel Sylvaner und Elblinge. Die besseren Halden liegen jenseits der Rems und sind: Wanne, Altenberg, Pfaffenbronn, Rohrbronner und Burgklinge, und liefern einen Wein, der dem bessern des Thales gleichkommt. Der M. erträgt bis 12 E., und der E. wurde 1846 mit 55 fl. bezahlt. Ein M. Ackers kostet hier 120–650 fl., Wiesen 120–700 fl., Weinbergs 400–1000 fl. Die Obstzucht ist namhaft und das Obst, theilweise auch in Tafelsorten bestehend, geräth. Auch die Rindviehzucht ist gut; Mehrere zeichnen sich durch schönen Viehstand

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0195.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)