Seite:Oberamt Welzheim 147.jpg

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Rechberg von Hohenrechberg den württ. Hühnervogt von Göppingen und einen württ. Leibeigenen von Salach entleibt hatte, mußte er am 5. April 1554 nicht nur den Verwandten derselben 2100 fl. bezahlen, sondern auch Alfdorf zum württ. Mannlehen machen, nachdem Herzog Christoph einige rechbergsche Orte mit gewaffneter Hand in Besitz genommen hatte (OA. Beschr. von Göppingen, S. 205). Ulrich verkaufte 1566 das Gut an seinen Vetter Wilhelm von Neuhausen um 8000 fl., der sofort auch mit demselben von Württemberg belehnt ward. Das andere 1/3 von Alfdorf mit einem 1/3 am „Burgställin“ trugen die Vetzer von Brogenhofen, Bürger zu Gmünd, mindestens seit 1370, von Württemberg zu Lehen. Mit dem Tode des letzten Vetzer, der 1503 Deutschordens-Commenthur zu Ulm war, fiel das Lehen heim. Albrecht von Winkenthal verzichtete 1506 auf dasselbe, worauf wir 1510 den Alexander von Kosmiroff im Besitze treffen. Von 1516 bis zu seinem Tode 1532 war Max Stumpf von Schweinsberg, Herzogs Ulrich getreuer Diener, belehnt, denen nun die Brüder Wilhelm, der Stumpfs Wittwe ehelichte, und Hans Wernher von Neuhausen im Lehen folgten. Nachdem Herzog Ulrich sein Land wieder erobert, zog er dasselbe ein, nahm es in eigene Verwaltung und belehnte erst 1550 den gedachten und schon obenerwähnten Wilhelm von Neuhausen. So kam das Ganze als württ. Lehen in die Hände des Letztern. Damals gehörten zu dem vormals rechbergschen Theile ein Schloß, 2/3 der hohen und niedern Gerichtsbarkeit und der Vogtei, 2/3 am Hirtenstab, 14 Fallgüter, 7 Erbgüter, das Aushöflein Ebni, die Vogtei über Giefnagel und 50 Leibeigene in verschiedenen Orten; zu dem andern Theile gehörten: ein Schlößlein, 1/3 der vorgenannten Hohheit und Obrigkeit, mehrere Güter zu Alfdorf, 6 zu Adelstetten, 2 zu Wetzgau, 1 zu Deinbach, 2 zu Unterkirneck, 4 zu Adelstetten und der Hof zu Haselbach. Am 26. April 1614 kaufte Herzog Johann Friedrich von Württemberg von Philipp von Neuhausen die eine Hälfte des Gutes, wozu das neue Schloß gehörte, und am 16. April 1619 von Philipps Bruder, Marx von Neuhausen, die andere Hälfte, mit dem ältern, von Wilhelm von Neuhausen neuerbauten, Schlosse: Alles mit Mitteln des Klosters Lorch, zusammen um 40.000 fl. Die erstere Hälfte wurde 1618 dem Hans Caspar Diemar von Lindach zur lebenslänglichen Nutznießung überlassen und fiel 1630 wieder heim. Am 24. April 1628 verkaufte aber Württemberg an Georg Friedrich vom Holz,[1] damals Capitän des Generals Tilly, um 10.000 fl. „das


  1. Die Familie stammt aus Bayern und schrieb sich Anfangs bald vom Holz, bald im Holz, aus dem Holz, zum Holz, auch vom hintern Holz. Sie theilte sich frühe in zwei Linien, wovon die eine, da sie mit der Stadt Burghausen und der Mauth daselbst belehnt war, den Beinamen Mauthner führte und 1350 in Bayern ausstarb. Die andere noch blühende siedelte sich nach Franken und Schwaben über, wovon wir schon 1397 einen Conz und einen Hans vom Holz in einem Abhängigkeitsverhältnisse zu denen v. Rechberg, welche sie „unsere Herren“ nennen, und 1441 einen Seyfried vom Holz als Vogt zu Hohen-Rechberg, treffen. Der Berühmteste aus diesem Hause ist der oben Erwähnte. Seine Gattin war Anna Kunigunde Greck von Kochendorf, sein Vater Georg Friedrich v. H., seine Mutter Anna v. Gaisberg. Diese seine Eltern flüchteten sich ums Jahr 1597, wo die Pest grassirte, auf das limpurgsche Schloß (Herrenhaus) in Welzheim; da die Pest aber auch hier einriß, so flüchteten sie sich in das nahe Thierbad. Hier aber wurde der Vater 6 Wochen vor des Sohnes Geburt von der Pest weggerafft und die Mutter begab sich auf das Schloß Waldenstein bei Rudersberg, das ihre Eltern: Hans Georg von Gaisberg und Anna Maria Nothaft von Hohenberg, besaßen. Aus Furcht, sie möchte die Pest mitbringen, wurde sie aber von ihnen nicht eingelassen, sondern in den Vorhof verwiesen. Dieß drang ihr mehr noch zu Herzen als das frühzeitige Ableben ihres Eheherrn; von Anfechtung und Kleinmüthigkeit besiegt, verließ sie, als die Stunde der Geburt herannahte, den Vorhof, flüchtete sich in den Wald beim Schlosse und gebar hier neben einem Brunnen, aller menschlichen Hilfe baar, am 1. Nov. 1597 einen Sohn. Landleute, die sich am Brunnen laben wollten, fanden sie hier; auf ihre Anzeige im Schlosse wurde sie dahin abgeholt. Sie aber und ihre Eltern starben bald nach einander, worauf sich die Verwandten des Knaben annahmen. Er trat 1617 in ein in den Niederlanden gestandenes spanisches Regiment, kämpfte 1619 in Böhmen und zeichnete sich hier und in vielen Schlachten des dreißigjährigen Krieges, unter General Tilly, aus. Nach der Schlacht von Leipzig nahm er 1632 seinen Abschied als Hauptmann, trat 1633 als Oberstlieutenant in württ. Dienste und erhielt 1634 das Kommando über das neuerrichtete fürstl. Leib-Regiment und über alles württ. Militär. Als aber der Herzog 1636 seine Völker abgedankt, wurde auch er mit leeren Händen der Dienste entlassen, nachdem 2 Jahre zuvor mit Schorndorf der größte Theil seines dahin geflüchteten Vermögens im Rauch aufgegangen war. Er trat 1638 in kurbayrische Dienste, nahm aber 1648 als Generalfeldzeugmeister seinen Abschied, trat 1650 abermals in württ. Dienste, und stieg hier bis zum „General und Commandanten aller Vestungen und Kriegsvölker des „ganzen Herzogthums, Obervogt der Ämter Schorndorf, Waiblingen und Winnenden, auch Director von der löblichen reichsfreien Ritterschaft in Schwaben, Orts am Kocher.“
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)