Seite:Oberamt Welzheim 162.jpg

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Über die Zehentverhältnisse s. hienach. Die Parcellen 3, 23 und 27 sind nach Kirchenkirnberg, 15 und 30 nach Rudersberg, die übrigen nach Welzheim eingepfarrt. Schulen sind in Kaisersbach, Birkhof und Ebni; Industrieschulen in Kaisersbach und Ebni.

Wie bei Welzheim gezeigt worden, gehörten früher mehrere dort aufgeführte Parcellen zur diesseitigen Gemeinde. Die meisten Orte des Gemeindebezirkes waren adelbergisch und Bestandtheile des Amtes oder Viertels Kaisersbach. Ausnahmen s. hienach. Mehrere wurden erst im Laufe der letzten 100–150 Jahre auf Waldboden angelegt und gehörten meist bis 1806 in das Oberamt Schorndorf. Gebenweiler kam 1806 unter die Hohheit Württembergs und 1818 zu der Gemeinde.

1) Kaisersbach, Dorf mit 405 evang. Einwohnern, fast auf dem höchsten Punkte der Hochebene, an der von Welzheim herkommenden Straße, nördlich, 2 Stunden von da gelegen, links des Ursprunges der Lein. Der kleine Zehenten war bis 1811 dem Stabsschultheißen als Besoldungstheil angewiesen. Kaisersbach ist Sitz eines Revierförsters. Neben jedem Hause ist ein Gärtchen. Von den Gebäuden erwähnen wir die neue vom Staat kürzlich erbaute Wohnung des Revierförsters und das neue Schulgebäude, womit auch das Rathhaus verbunden ist. Hier hängt eine früher in Gebenweiler befindlich gewesene kleine Glocke, welche wegen ihrer alten Umschrift die Aufmerksamkelt der Geschichtsforscher auf sich gezogen hat. Sie ist kaum 2 Schuh hoch und hat eine sehr alte, unförmliche, von Außen angegossene Umschrift, aber keine Jahreszahl. Prescher (in Gräters Zeitschrift Iduna und Hermode, 1814, S. 190 und 1816 S. 71) glaubt, jene laute: »Populo communi christiano modo personat in vico Gibowiler« oder »Gibonis villa,« da sie für Gebenweiler bestimmt gewesen. Sowohl die Capelle, wozu sie gehört, als die Glocke selbst, sey in das neunte Jahrhundert zu setzen; und es möge seyn, daß damals die Bewohner des Waldes durch Priester des alten Klösterleins in Gmünd (oder der nachmaligen Stiftskirche in Lorch?) in der christlichen Lehre unterrichtet worden seyen. (S. auch unten Gebenweiler).

In Folge der Güterzerstückelung ist der Wohlstand etwas gesunken Ein Drittel der Bürger ist wohlhabend, die übrigen sind Söldner und Taglöhner mit geringem Grundbesitz. Die Allmanden sind schon seit 50 Jahren vertheilt. Die Farrenhaltung wechselt

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_162.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)