Seite:Oberamt Welzheim 163.jpg

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unter den Bauern. Es wird auf Lein- oder Simmenthaler Raçe gehalten. Im Orte selbst ist die Stallfütterung seit 1844 eingeführt. Eine Baumschule besteht seit Frühling desselben Jahres. Die Gewerbe sind von ganz untergeordneter Bedeutung. Die Potaschensiederei wird von zwei Bauern betrieben. Der Holzhandel geht über Welzheim in die Oberämter Schorndorf, Waiblingen und Canstatt. – An der Schule stehen ein Schulmeister und ein Gehilfe. Der Industrieschule wurde oben gedacht.

Kaisersbach war bis 1806 der Sitz eines Gerichtes und Amtes des Klosters Adelberg, des sog. kaisersbacher Viertels, und scheint zu seinen Stiftungsgütern gehört zu haben. Die Sage will wissen, daß hier ein von Kaiser Barbarossa gegründetes Bad gewesen, das dem Orte den Namen gegeben. Diese Heilquelle, die er selbst gebraucht habe, wird unter der Staffel des Gasthauses zum Ochsen, das noch die Badstube heißt, gezeigt. So viel ist gewiß, daß hier eine Badstube stand (deren noch 1700 gedacht wird), daß die gedachte Quelle als schwefelhaltig bezeichnet wird, und daß noch heute ein Gewand auf der Markung „in Bädersgärten“ heißt. Bemerkenswerth ist auch, daß auf der Markung ein Gewand „im Bürkacker“ oder „im Burgäckerlin“ liegt, woraus auf eine frühere Burg, die aber nicht näher nachgewiesen werden kann, geschlossen werden könnte. Die älteste Form des Ortsnamens ist aber nicht, wie behauptet wird, „Kaisersbad“, sondern „Kaiserspuch“, woraus erst später die heutige entstand. – Für die Vermuthung übrigens, daß der Ort mit der ganzen Umgebung einst hohenstaufensch gewesen, spricht nicht nur der Besitz Adelbergs selbst, das von einem staufenschen Dienstmann gestiftet worden, sondern auch die Thatsache, daß – wie bereits gezeigt und auch hienach sich finden wird – viele benachbarte Punkte unzweifelhaft zum Stammgut der Staufen gehört hatten. Verdient eine handschriftliche Chronik des Klosters Murrhardt Glauben, so schenkte diesem schon sein Stifter Kaiser Ludwig 816 Güter hier. Weil der Sitz eines eigenen Amtes, muß jedoch Kaisersbach schon frühe in Adelbergs Hände gekommen seyn. Eine Erwerbung fällt noch in’s Jahr 1382, wo Truchseß von Höfingen demselben seine Güter zu „Kaiserspuch,“ die ihm zu 1/3 anerstorben waren von Albrecht Schnarrenberger und welche dieser von Conrad von Rinderbach, Bürger zu Gmünd, erworben hatte, um 35 fl. im Gold verkaufte. Adelberg besaß hier 10 ganze und 2 halbe Lehen, 2 Sölden, worunter die Badstube, Zinse aus einzelnen Gütern und den Zehenten, sowie alle Hohheit und Vogtei. Den Zehenten aus drei Gütern kaufte es 1375 von Syfried Häberling dem Älteren, Bürger zu Gmünd. Der Heilige zu Welzheim besaß hier 3 Lehen. Auch der

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_163.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)