Seite:Oberamt Welzheim 203.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Herzogs, die ihm die Reformation gewährt, blieb nichts mehr übrig, als daß die Criminalsachen nicht mehr vor den Gerichten des Klosters, sondern vor württ. Halsgerichten verrechtet wurden und daß in Civilsachen an das Hofgericht appellirt ward. Am 16. Decbr. 1548 wählte der Convent den bisherigen Pfleger des Klosters zu Münster, Benedikt Rebstock, zum Abte. Erst 1556 konnte Herzog Christoph die Reformation durchsetzen. Damals waren nur noch 6 Mönche vorhanden, wovon auf Zuspruch des Abtes drei bei ihm blieben, um ihm „die Haushaltung“ führen zu helfen. Der erste evangelische Abt, Georg Udal, wurde 1563 ernannt. Im Jahr 1556 wurde eine sogenannte grammatische Klosterschule hier errichtet, welche 1584, wo auch die „Klostershaushaltung“ aufgehoben ward, in das Kloster Adelberg verlegt wurde. Im dreißigjährigen Kriege kam das Kloster wieder in den Besitz der Katholiken; es wurde 1629 dem Kloster St. Blasien auf dem Schwarzwald übergeben und nachdem es am 17. August 1630 durch den kaiserl. General-Commissär von Ossa mit Gewalt genommen, von Mönchen besetzt, die aber im September 1631 wieder fliehen mußten. Der Wechsel des Kriegsglückes durch die Nördlinger Schlacht brachte aber die Mönche 1634 nochmals zurück. Sie wurden zwar sammt ihrem Abt bei einem Überfalle der Protestanten am 1. Januar 1643 gefangen, kamen aber bald darauf nochmals, und als sie 1648 in Folge des westphälischen Friedens letztmals flohen, wurden werthvolle Documente vermißt. Nun nahm wieder der evangelische Abt hier seinen Sitz; seit 1727 aber bekleidete der jeweilige Kanzler der Universität diese Würde. Ihm stand die „Prälatengutsche“ zu Gebote, welche der „Überreiter“ zu führen hatte. – Über die Verdienste des Klosters um Kunst und Wissenschaft läßt sich wenig berichten. Wir wissen nur, daß 1525[ws 1] die Bauern die schöne Bibliothek des Klosters („Liberey“) vernichtet haben bis auf 54 Bücher, woneben die des Abtes 173 Stücke zählte; und daß der 1525 verstorbene Pater Wendelinus „multa bona fecit in monasterio cum horologiis ligneis et ferreis.“ Daß aber auch mancher Künstler aus der schwäbischen Malerschule in der Klosterkirche seine Werke ausführen konnte, war zuvor angedeutet.

Die Reihe der katholischen Äbte ist folgende: I. Harpert oder Herbert 1102-1124. II. Crafto oder Kraft 1124 bis 1159 oder 1162. III. Heinrich 1159 oder 1162-1194. IV. Friedrich 1194-1227. V. Conrad 1227-1251. VI. Ulrich 1251–1284. VII. Gebzo oder Gebizo (noch 1284 Mönch hier) 1284-1296. VIII. Friedrich 1296-1328. IX. Ulrich 1333. X. Ludwig 1333 bis 1360. XI. Ludwig II. von Stubenberg, 1360 resignirt 1371 XII. Volkard I. von Schechingen 1372-1389. XIII. Volkard II.


Anmerkungen [WS]

  1. Korrektur nach Beschreibung des Oberamts Hall S. 327: S. 203, Z. 15 v. u. statt 1225 zu lesen 1525.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_203.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)