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Das auslaufende Faß

Der Wirt hat gehabt a schöne Magd,
Er hat sie gehabt so lieb,
Und wenns wo was zu tun hat gebn,
War er ein schlauer Dieb.

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Er hätte sie so gern verführt,

Sie aber hat sich sakrisch gwehrt,
Sie sagt es geht net an,
Es täts kein braver Mann.

Der Wirt hat ghabt im Keller drunt

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Ein Faß Würzburger Wein.

Da hats halt immer dran gefehlt,
Wenn er wollt schenken ein.
Die Frau, die dacht es tuts der Mann
Der dacht die Frau,

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Sie dachtens beid recht schlau,

Aber gwußt hat keins genau.

Der Wirt der kam von ungefähr
Einmal in d’ Keller no,
Da traf er seine schöne Magd

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Im besten Saufen an.

„Ei ei, ei ei, es ist mir lieb,
Daß ich einmal erwisch den Dieb,
Jetzt kommts auf mir blos an,
Daß ich nix sag davon.“

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Die Magd die denkt, was fang ich an,

Daß ders der Frau net sagt,

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Hans Ostwald (Hrsg.): Erotische Volkslieder aus Deutschland. Eberhard Frowein, Berlin [1910], Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostwald_Erotische_Volkslieder_aus_Deutschland.djvu/83&oldid=- (Version vom 1.8.2018)