Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/111

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eines der Erinnerung an sie gewidmeten Festes, ein neues Kleid an. Der Knabe Sebastian half mir dabei. Ohne etwas zu beabsichtigen, sagte ich zu ihm: „Das Kleid ist zwar hübsch, aber die papierene Krone steht nicht gut dazu.“ „Pater“, antwortete er, „dem wäre leicht abzuhelfen. Sieh unsere Mädchen an, die in die Christenlehre kommen; fast jede hat große und kleine Silberplatten am Halse hängen, welche ihre Väter einst, da sie noch Wilde waren, den Spaniern abgenommen haben. Sage ihnen nur einmal, daß sich dieser Schmuck für die heilige Jungfrau besser schicke als für sie.“ Ich tat dies, und alsogleich nahmen sie das Silber von ihrem Halse ab und reichten es mir lächelnd dar. Die mit dieser Zierde nicht versehen waren, liefen nach Hause und holten sie. Ein Mädchen hatte kein Silber, erinnerte sich aber, daß die Tochter eines Heiden solches besitze, und eilte hin, um es ihr abzukaufen, indem sie ganz geschwätzig erzählte, wozu sie es brauche. Als die kleine Heidin hörte, daß ihr Silber zum Schmucke der Mutter Gottes dienen sollte, weigerte sie sich, es zu verhandeln: „Ich selber will es ihr schenken“, sprach sie. Die andere Kleine, ärgerlich darüber, sagte ihr geradezu, von ihr werde die seligste Jungfrau nichts annehmen, weil sie nicht getauft sei. Die Heidin wehrte sich tapfer und erwiderte: „Bin ich auch noch keine Christin, so will ich doch eine werden, und eben darum will ich ihr etwas schenken, damit sie mich bald eine werden läßt.“

Ich nahm das geopferte Silber und hing es an die Kleider der Statue. Jedes Mädchen suchte das von ihr dargereichte Silberstück zu erkennen und freute sich herzlich, daß die Statue so schön glänze. Mehrere Wochen hindurch ließ ich ihnen das Vergnügen, täglich ihre Gaben zu bewundern. Dann eröffnete ich ihnen meinen Wunsch, das Silber einschmelzen und eine Krone daraus verfertigen zu lassen. Der neue Vorschlag gefiel ihnen wohl, und frohen Mutes willigten alle ein. So bekam ich eine Kaiserkrone für die Liebfrauenstatue und einen silbernen Schein für den hl. Xaver, und lauter Jubel erschallte, als die Mädchen ihr Silber so kunstreich umgestaltet erblickten.

Vor dem Feste Mariä Geburt führte ich eine neuntägige Andacht ein. Ich zierte den Altar auf das feierlichste, beleuchtete ihn herrlich mit Wachskerzen und hielt täglich eine Predigt; dann