Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/121

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beerdigen. Manchen Tag hatten wir vierzehn Leichen, besonders in den zwei letzten Monaten dieses Jahres.

Meine Gesundheit wurde durch diese immerwährende Anstrengung so übel mitgenommen, daß ich kaum mehr im stande war, meiner Pflicht Genüge zu leisten. Ich bat daher den Pater Rektor zu Santa Fé, mir den P. Manuel Canelas, der schon vor mehreren Jahren in meiner Reduktion gelebt hatte, zu schicken und, wenn möglich, zur Pflege der gefährlichsten Kranken eine spanische Wärterin zu besorgen. Canelas, der bald mit zwei verwitweten Spanierinnen aus dem Dritten Orden zu mir kam, erschrak über mein Aussehen und trug sich sogleich an, in dieser Nacht noch meine Geschäfte zu übernehmen, damit ich nach so langer Zeit doch auch einmal eine ganze Nacht und entkleidet ruhen könnte. Der erquickende Schlaf, dem ich mich ungestört überlassen durfte, gab mir meine Kräfte bald wieder; und da sich auch die Zahl der Kranken minderte, konnte Canelas in die Stadt zurückreisen. Mit Ende des Januar hatten die Blattern ausgewütet. Zweihundertzwanzig Menschen waren dem mörderischen Gifte erlegen.

Unter den Dahingerafften hatte ich meine besten Musiker und Handwerker verloren; schmerzlich empfand unsere Gemeinde noch lange Zeit diesen Verlust. Meine Kaziken hatten bereits in der Wildnis die Blattern überstanden, konnten daher ohne Gefahr in der Krankenpflege mir hilfreich zur Hand gehen: ein einziger Trost für mich in jenen Tagen des Leidens. Der edle Domingo gab Proben christlicher Seelengröße, die nur von seinem sterbenden Sohne übertroffen wurden. Diego, so hieß dieser, gab mir eines Tages seine Verwunderung darüber zu erkennen, daß die Blattern ihn so lange verschonten. Ich sagte ihm, viele Menschen blieben gänzlich von ihnen verschont; er solle sich nur nicht fürchten. „Ich fürchte mich ohnehin nicht“, erwiderte er, „obwohl ich weiß, daß ich daran erkranken und sterben werde.“ Er hatte leider wahr gesprochen. Einige Tage später erkrankte er. Sein Vater, dessen Miene den herbsten Kummer verriet, wich nicht von seiner Seite. Eines Tages traf ich bei dem Kranken Vater und Mutter, die mit Tränen im Auge und mit bebendem Herzen ihn zu trösten suchten. Plötzlich wandte er sich um und ließ Schmerzenstöne hören. Sein Vater geriet in Angst,