Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/66

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bleiben; seinem Beispiele folgten seine beiden Brüder nach. Der Unterricht in der Musik lockte noch mehr Knaben an, und unsere musikalischen Messen zogen auch ungetaufte Indianer in die Kirche.

Die Schule wurde nach und nach fleißiger besucht. Aletin forderte die Eltern auf, ihre Kleinen zum Schulbesuch anzuhalten. Von der teuflischen Gewohnheit, Kinder, die ihnen nicht gefielen, zu ermorden, hatten mir sie durch unser Zureden und unsere Wachsamkeit abgebracht.

Fünf Jahre schon lebten wir so beisammen. Nur Cithaalins wilder Charakter war schuld, daß unsere angestrengten Bemühungen keine größeren Erfolge aufweisen konnten. Die Lauigkeit, mit der dieser Kazike sich um das wahre Wohl der Seinigen bekümmerte, stand im traurigen Gegensatze zu Aletins regem Eifer. Hatte Cithaalin nur Speise in Hülle und Fülle, so kümmerte er sich sonst um nichts. Zornig, blutgierig und ungezähmt, wurde er wie unsinnig, so oft er betrunken war; Weib und Kind mußten vor ihm fliehen. Auf meine wiederholten Vorstellungen, nüchtern zu bleiben, gab er zur Antwort, dies sei ihm unmöglich, er habe schon von Jugend auf die Gewohnheit, sich zu berauschen; ich solle ihn daran nicht hindern. Aber auf seine Söhne werde er acht haben, damit nicht auch sie diese Gewohnheit annähmen.

Einst hatten unsere Indianer einen Besuch von einem andern Stamme. Die ganze Nacht hindurch genossen sie ihre berauschenden Getränke und überschrien das Getöse ihrer Trommeln und Blasinstrumente. Keiner von uns wagte es, zu den Rasenden zu gehen. Am Morgen kam es zu einem blutigen Kampfe. Mit ihren Lanzen einander verfolgend, durchbohrten sie einen, den sie mit herausgetriebenen Eingeweiden liegen ließen. Ich eilte hinzu, ihm die Nottaufe zu spenden; denn er war noch ein Heide. Aletin kam mit seinen Leuten zu meinem Schutze herbei. Ich gewann Zeit, die heilige Handlung zu verrichten, sodann die Eingeweide, die nicht verletzt waren, in ihre natürliche Lage zu bringen, die Wunde zuzunähen und den beinahe Sterbenden in meine Wohnung tragen zu lassen. Durch Umschläge mit warmem Wein und Rosmarin gelang es mir, den kräftigen Mann in vierzehn Tagen wiederherzustellen. An diesem Unglücke trug, wie der Genesene erzählte, nur die Trunkenheit Cithaalins die Schuld. Und doch mußten wir ihn sehr schonend behandeln, damit er