Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/87

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manchmal solche Betrüger und befahl ihnen, uns zu verlassen. Ohne sich zu schämen, gingen sie ganz gelassen weiter; die Betrogenen aber, wiewohl vom Betruge deutlich überzeugt – glaubten vielfach dennoch an die Macht der Zauberer.

Einer dieser Betrüger war so keck, daß er sich mir anbot, meinen Kopfschmerz zu vertreiben. Ich ließ ihn seine Künste vornehmen, um ihn dann augenscheinlich zu entlarven. Er bestrich meine Schläfe mit seinem Speichel, wendete meinen Kopf hin und her, murmelte unverständliche Worte, hielt mir dann seine Hand vor mein Gesicht, blies darüber und sagte: „Du bist gesund.“ Ich versicherte ihm das Gegenteil; doch er forderte dessenungeachtet Bezahlung. „Ich werde dir eine solche geben“, sagte ich, „wie man sie in meinem Vaterlande an Betrüger verabfolgt.“ – „Und was wäre dies?“ fragte er. Nach meiner Erklärung, daß man dort solche Leute einsperre, Hunger leiden lasse und schlage, erwiderte er kalt: „Ich gehe schon.“

Es gibt viele solche Zauberer, die sich gegenseitig oft bis auf den Tod verfolgen. Das können sie am leichtesten, wenn jemand stirbt. Die Indianer glauben nämlich, man würde nie sterben, wenn man nicht im Kampfe oder durch Zauberer ums Leben käme. Sie fragen also den Mann ihres Vertrauens, wer von den Zauberern den Verstorbenen ins Grab gebracht habe. Aus Brotneid sind diese Leute dann boshaft genug, einen verhaßten Nebenbuhler namhaft zu machen. Die Verwandten des Gestorbenen suchen dann den Unglücklichen auf und ermorden ihn.

Lange Zeit arbeitete ich mit Eifer gegen solchen Unfug und bewirkte, daß die meisten Bewohner unserer Reduktion solchen Zauberern den Zutritt in ihre Hütten nicht mehr gestatteten. Alle dahin zu bringen, war unmöglich. Aber das größte Hindernis kam von den Zauberern selbst. Als diese merkten, daß ich ihnen Abbruch tat, daß das Vertrauen des Volkes auf ihre Künste sehr erschüttert wurde, drangen sie mit Gewalt in die Wohnungen meiner Leute ein und verlangten, was sie wünschten. Dabei drohten sie, eine große Überschwemmung werde die Reduktion vertilgen; die dem Wasser nicht anheimfielen, würden von den Spaniern gefangen und zu Leibeigenen gemacht werden. „Euer Pater aber“, sagten sie, „hat nicht mehr Gewalt wider uns, als wir wider ihn haben; wir werden ihn bei seinem Gott