Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/89

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Andere gestanden, sie hätten sich für Zauberer ausgegeben, aber nur aus Not und um Geschenke zu erhalten, sie verständen nicht das geringste von Zauberei. Dieses Geständnis mußten sie laut vor dem Volke ablegen. Ich forderte jedermann auf, mir sogleich Anzeige zu machen, wenn sich einer oder der andere in der Folge wieder erfrechen würde, den Wundermann zu spielen. Ich glaubte nun, für immer Ruhe vor diesen Unholden zu haben; ich täuschte mich jedoch.

Ein blinder Mann schlich sich in meine Gemeinde ein. Er kam zu mir und äußerte ein lebhaftes Verlangen, Christ zu werden. Ich verschob aber die Taufe lange, um seinen Wert zu prüfen und ihn mit Muße vorzubereiten. Endlich gewährte ich seine Bitte. Er machte mich nun mit seinem Wunsche bekannt, auch das heilige Sakrament der Ehe zu empfangen. Ich erstaunte, erkundigte mich und hörte, daß er schon längere Zeit durch seine zärtliche Zuneigung zu einem Mädchen der Gegenstand beißenden Spottes sei. Er wurde obendrein noch so krumm, daß er nur kriechen konnte. Aber auch dies hielt ihn nicht ab, sich ein Weib zu wünschen; und als er sich nach mehreren Monaten so weit hergestellt sah, daß er mit einem Stabe aufrecht gehen konnte, setzte er seine Bewerbungen eifrig fort. Er lebte von Almosen, die ihm so reichlich zuflossen, daß sich wirklich eine meiner Christinnen entschloß, ihm die Hand zu reichen. „Pater“, sprach er zu mir, „gib auch du mir ein Almosen.“ Auf meine Antwort, daß ich ihm ja Lebensmittel schicke, erwiderte er: „Ich verlange nicht von dir, was ich ohnehin habe; sondern ich begehre, was mir abgeht, ein Weib, und er nannte mir seine Braut. Ich traute also das Paar. Kurze Zeit darauf hörte ich Klagen: er stelle anmaßende Forderungen an die Leute und übe Erpressung. Ich wurde aufmerksam, forschte nach und vernahm, daß er heimlich Zauberei treibe. Alsogleich befahl ich, ihm künftig nichts mehr zu reichen, und beobachtete ihn scharf. Er erlaubte sich Drohungen gegen mich, erzählte, er habe mich bei Gott dem Vater verklagt, der sehr über mich erzürnt sei, und forderte die Gemeinde auf, mir nicht mehr zu gehorchen. Der Blinde wußte nicht, daß ich bei einer Gelegenheit Zeuge seiner Schmähungen gewesen; er wurde nun durch mein strafendes Wort so weit gebracht, daß er um Verzeihung bat und Besserung gelobte. –