Bewegung längs des Zeitstrahles. Bewegt sich aber der materielle Punkt längs der angenommenen Raumgeraden, so gerät er mit dieser selbst im Verlaufe der Zeit in die folgenden Räume R1, R2, R3 .... etc. Nehmen wir an, daß der materielle Punkt in den Intervallen von t0, t1, t2 ... die gleichen Strecken zwischen A0, B0, C0 ... zurücklegen würde, sich also in gleichmäßiger Bewegung befände, so muß er im Verlaufe des ersten Zeitintervalles statt in B0 in B1, nach dem zweiten Zeitintervall statt in C0 in C2 erscheinen und so fort. Er durchquert die Räume längs der Diagonale (A0B1C2D3).
In der wirklichen Wahrnehmung aber ist diese Diagonale durch ihre Projektion auf der angenommenen Raumgeraden ersetzt. Was wir also in dem stehend gedachten Raume als den durch den materiellen Punkt zurückgelegten Weg betrachten, ist nur der scheinbare Weg, den der Punkt beschreibt; der wirkliche Weg aber ergiebt sich durch Konstruktion des rechtwinkeligen Parallelogrammes aus dem scheinbaren Wege und aus der verflossenen Zeit. Die Diagonale dieses Parallelogrammes stellt dann den wirklichen Weg des Punktes dar. Man kann den scheinbaren Weg auch als die objektive Komponente, die verflossene Zeit als die subjektive Komponente des wirklichen Weges bezeichnen.
Hier zeigt sich also, daß das Gesetz des Parallelogrammes, welches in der Dynamik eine so grundlegende Rolle spielt, nicht erst bei der Zusammensetzung von zwei oder mehreren Bewegungen, sondern schon bei der Betrachtung einer einfachsten gleichförmigen Bewegung in Anwendung kommt. Dies mußte sich daraus ergeben, daß wir schon die Ruhe als eine gleichförmige Bewegung, und zwar als eine Bewegung in der subjektiven Dimension der Zeit auffaßten. Wir setzten also diese subjektive Komponente mit der
Menyhért Palágyi: Neue Theorie des Raumes und der Zeit. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1901, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PalagyiRaumzeit.djvu/57&oldid=- (Version vom 1.8.2018)