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Die Begriffskonstruktion vom fließenden Raume, die im Grunde nur eine strenge Formulierung unserer raumzeitlichen Anschauung ist, muß sich notwendig fruchtbar in allen Gebieten der Naturwissenschaft erweisen; denn das strenge Achten auf die Einheit von Raum und Zeit, resp. auf die dualen Grundbeziehungen dieses Begriffspaares kann nur eine Vertiefung der Naturbetrachtung zur Folge haben. Ich verinnerliche sozusagen unsere Naturanschauung dadurch, daß ich die subjektive (ideale) Dimension der Zeit ganz offen in die Untersuchung der sinnlichen Erscheinungswelt hineintrage. Die Naturwissenschaft wird auf solche Weise durchgeistigt, sie wird zu einer objektivierten Psychologie und objektivierten Logik. Umgekehrt aber trage ich zugleich die sinnliche Naturanschauung in die Psychologie und Logik hinein, um die Begriffe derselben von ihrer Nebelhaftigkeit zu befreien. Der Begriff vom fließenden Raume soll sich dieser wechselseitigen Durchdringung von Natur- und Geisteswissenschaften, also einer einheitlichen Weltauffassung dienstbar machen. Ist ja die Annäherung einer einheitlichen Weltanschauung das erhabenste Ziel, das sich der menschliche Verstand zu stecken vermag.


Empfohlene Zitierweise:
Menyhért Palágyi: Neue Theorie des Raumes und der Zeit. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1901, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PalagyiRaumzeit.djvu/60&oldid=- (Version vom 1.8.2018)