Seite:Palatinatus Rheni (Merian) 077.jpg

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Angehörige / nach Hoff / Ihr. Käys. May. die Huldigung zu leisten erfordert; welches sie anfangs geweigert; weil diese Hohe Schul / von dero Anfang hero im Brauch gehabt / daß sie keinem eintrettenden Pfaltzgrafen / Churfürsten / gelobt / oder geschworen; sondern demselben allein / doch mit einer geringen unterthänisten Verehrung / Glück gewünschet / und denselben vor ihren gnädigsten Herrn und <tta>Patronum, erkennet; auch umb gnädigsten Schutz / und Schirm unterthänigst angesucht / damit auch die Pfaltzgrafen / Churfürsten / gnädigst zu frieden gewesen; aber in besagtem ein tausend sechs hundert zwey und zwanzigsten Jahr / weilen man diese Weigerung für einen Ungehorsamb / und Rebellion halten wollen / musten sie den Eyd ablegen. Dieses nun hat also gewähret / biß daß man Anno 1627. die Uncatholische Professores nicht mehr gelitten / sondern die Universität / biß auff das Jahr ein tausend sechs hundert zwanzig und neun / cassirt, doch also / daß ein Verwalter / und Collector derselben verblieben. In besagtem neun und zwanzigsten Jahr ist sie wieder auff Catholisch auffgericht worden / da dann innerhalb dritthalb Jahren in allen Faculteten wieder gelesen / und sehr viel Promotiones Iuris, und etliche in der Medicin / vorgangen; auch ziemlich / und vornehme Studenten wieder herbey kommen / biß sie abermals durch das Schwedische Wesen verjagt worden: Wie ein daselbst geweßter Professor, dieses / was hie oben gesagt / in seinen Schrifften auffgezeichnet hinterlassen hat.

Von weltlichen Gebäuen ist allhie insonderheit / das Schloß zu sehen / von welchem oberwehnter Professor zu Heydelberg also schreibet: Das Schloß allhie belangende / so ist solches an dem Orth hinter dem jetzigen Schloß / das alt Schloß genant / auff einem Theil deß Geißbergs gestanden / welches vom Donner / und Schlag / so in viel Tonnen Pulver gefallen / gantz zerschmettert und die Stein hin und wieder in die Stadt / auch / wie vermuthlich / in den Neckar geworffen worden seynd. Darauff Pfaltzgraf Churfürst Ludwig der Sechste / vor hundert / und etliche Jahren / ein neu Schloß angefangen zu bauen / an dem Ort / da das jetzige stehet / und erstlich auff dem Jettenbühl / da jetzo der neue Bau / von Pfaltzg. Churf. Friederich dem Vierdten auffgerichtet / stehet. Gedachter Pfaltzgraff Ludwig Churfürst / hat auch damals den grossen / runden / dicken Thurn gebaut / so noch alda ein Zierd / und Vestung deß Schloß / deßgleichen wenig in Teutschland / welchen nachmals Pfaltzgraf Churfürst Friederich der Fünffte / biß fast in die Mitte mit dem Dach abgehoben / und durch ein sonderlichen Meister / und Kunststuck / (wie die Innschrifft außweiset) erhöhet / und also hencken lassen / daß die greuliche Last / ohn ein eintzige Seul / (dann die vorige Seul hat man herauß gethan / daran das gantze Stul- und Dachwerck hienge) / gleichsamb von sich selbst in der Lufft / oder an einem Magnet / durch Schwibbogen / schwebet / allda es innwendig ein schön Echo gibt / daß wann zween gegen einander über stehen an der Wand / und der eine / so heimlich redet / daß er auch von dem nächstbeystehenden nicht kan verstanden werden / er gleichwol von dem / so gegen über an der Wand stehet / kan verständlich gehört werden / da sie doch über die zwanzig Schuch von einander stehen. Vast vierzig Jahr / nach ermeldtem Pfaltzgraf Ludwigen / hat Pfaltzgraf Ott Heinrich / Churfürst mitten im Schloß / gegen Auffgang der Sonnen / einen Königlichen Pallast / mit stattlich außgehauenen steinern Bildern / grossen lustigen Sälen / und sehr füglich in einander gerichten Gemachen / erbauet; deren aber das Obertheil folgender Zeit / und neulich verbronnen. Wiederumb vierzig Jahr hernach / hat Pfaltzgraf Churfürst Friederich der Vierdte / gegen Mitternacht / einen neuen stattlichen Bau / mit deßgleichen künstlich außgehauenen steinern Bildern / der Pfaltzgrafen Churfürsten / und Königen / von Grund auff von Stein gesetzt / darunter auch das grosse Faß / so bey ein hundert dreyssig und drey Fuder Weins hält / in einem sonderlichen Gewölb / verwahret wird. Letztlich hat Pfaltzgraf Churfürst Friederich der Fünffte / umb das Jahr ein tausend sechs hundert und sechzehen / das Schloß mit einem Königlichen Garten / von außländischen Gewächsen / mit sonderlicher Kunstordnung / vornemlich aber mit Brunnen- und Wasserwerck / auch Wasser Music, herrlich / und berühmbt gemacht;

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 077. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_077.jpg&oldid=- (Version vom 23.9.2022)