so aber durch dieses Kriegswesen etwas zerfallen. Und so viel sagt dieser Professor hievon. Darzu wir noch dieses / auß andern / thun wollen / daß dieses Schloß ein herrlich vestes Gebäu ziemlich hoch von der Stadt gelegen / und dahero das Außsehen in dieselbe / und auff das umbligend Land / sonderlich gegen Speyer werts / da sich die Ebne anfahet / desto schöner / und anmüthiger / ist. Der runde Thurn ist 32. Schritt weit / und die Mauren 16. Schuch dick / und können darinn hundert Tische stehen: Und hält besagter Freherus part. 1. Orig. Palat. c. 10. dafür / daß / nach dem Thurn zu Bourges in Franckreich / kein grösserer gefunden werden solle. Zu dem erwehnten Faß ist ein Stiege von 27. Staffeln / und alsdann ein kleines Brücklein hinauff / zu gehen. Es sollen zu den 24. grossen eisernen Reiffen / die herumb seyn. 122. Centner Eisen seyn gebraucht worden. Und fasset solches 132. Fuder / 3. Ohmen / und 3. Viertel; und hält 1. Fuder 10. Ohmen / 1. Ohm aber 48. Maß / so sich fast mit den Oesterreichischen Massen vergleichen. Das Wahrzeichen ist eine Nachteule / ein Aff / und ein Löw / ohne Zungen. Und ist solches so hoch / daß einer mit einem Rennspieß auffrecht darinn stehen könte. Das Zeughauß / und der Marstall / seynd auch zu sehen; wie auch die Cantzley / ausserhalb deß Schlosses / welche Pfaltzgraf Fridericus Victoriosus, als sie seiner Zeit verbronnen / folgends stattlich wieder erbauet / auch das Hoffgericht allhie / angerichtet hat / deme alle deß Fürsten Leuthe unterworffen / und an welches von allen Orten appelirt wird; auch die Frembde davon / ausser einer grossen Summa Geldes / an das Cammergericht zu Speyer nicht provociren. Was aber den obangedeuten Hoff- und Lustgarten / so / noch der Zeit / ziemlicher massen / in baulichem Wesen / erhalten werden solle / anbelangt; so ist davon Anno 1620. ein eygen Buch in Fol. durch den Werckmeister Salomon von Caus / in den Truck gegeben worden: Darauß wir folgendes entlehnen wollen. Es ligt das Schloß ohngefehr auff die 300. Schuch dem perpendicul, und Bleygewicht nachgemessen / höher / als die Stadt. Und weil der Berg / daran das Schloß stehet / noch viel höher gehet / hat sich damals kein grössere Ebne / als ohngefehr 200. Schuch in der Vierung / allernächst beym Schloß befunden; deßwegen die vorige Churfürsten ihren Lustgarten unten am Gebürg / in der Vorstadt / haben machen lassen: Fridericus König in Böheim aber hat sich entschlossen / nächst am Schloß / ein weiten Platz / zu einem neuen / und grossen Lustgarten ebnen zu lassen / auff welchen kleinen geebneten Platz ein Garte / mit unterschiedlichen Absätzen / wie sichs nach der Hänge deß Bergs geschickt / gestellt worden / mit überauß grosser Mühe / so man in Ab- und Wegbrechen der Felsen / weil der gröste Theil deß Bergs fast lauter vest auff einander gelegene Felsen daselbst herumb ist / hat haben müssen; weil sehr wenig Adern / und Vortheil zum Sprengen / und Durchbrechen / darinn gewesen. Ist / der Kriegsläuffe halber / zwar nicht gantz / wie man vorgehabt / absolvirt worden. Der Garten aber war allbereit schön / darinn unter andern ein Pomerantzen Garte / da es dreyssig grosse Pomerantzen-Bäum / jeden ohngefehr fünff und zwanzig Schuch hoch / und der andern mittelmässigen / und kleinen ohngefehr in die vier hundert gehabt hat. Und seynd die grossen Anno ein tausend sechs hundert neunzehen / bey die sechzig Jahr alt gewesen / welche man alle in der Grösse / wie sie sind / mit Wurtzel / und Erden / in sonderbaren darzu gemachten Kästen / auß dem obgedachten alten Herrn Garten / in der Vorstadt / nicht ohne grosse Mühe / und Arbeit / den Berg hinauff / in diesen neuen Lustgarten geführet hat. Und ist das Pomerantzen Hauß / das man alle Jahr umb S. Michaels Tag / auffgeschlagen / in der Länge 200. in der Breite 32. Schuch / und ein Gebäu von Holtzwerck gewesen / so mit vier Oefen / den gantzen Winter über eingewärmt blieben; darfür aber ein Gebäu von gehauenen Steinen hat kommen sollen; also / daß man zu Winterszeit nur den Dachstul darauff / und die Fenster darein / zu setzen gehabt hätte. Der Blumengarte hatte sechzig Schuch in der Länge / und zwey hundert in der Breite. Hat einen kleinen Weyer / darein sich alles Gewässer / so auß den Gärten kompt / versamblet. Es hatte allerley Brünn / (Item) unterschiedliche / und mancherley lustige Wasserkünste / welche wann man sie allesambt springen hat sehen
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 078. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_078.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)