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„Fräulein!“ begann ich daher zu dem Mädchen, „hier werden Sie für Ihren Schmerz keine Linderung mehr finden und schliesslich müssen Sie ja auch an sich denken. Die Luft ist eisigkalt und Ihre Kleidung gewährt Ihnen wenig Schutz gegen dieselbe …“

Ich weiss nicht, was ich noch sonst zu ihr sagte und fand sogar, dass meine Worte unstatthaft waren.

„Jetzt werde ich das Haus nicht finden können, in welchem ich wohne,“ erwiderte sie mit niedergeschlagenen Augen, „meine Wirtin hat mich allein hier gelassen und nicht daran gedacht, dass mir Petersburg ganz unbekannt ist. Ich bin kaum einen Monat hier.“

„Und wissen Sie wenigstens, auf welcher Strasse sich das Haus befindet?“

„Nein!“

„Haben Sie hier Verwandte oder Bekannte ?“

„Nein!“

Was sollte ich thuen? Wo sollte ich sie hinführen? Wessen Schutze sollte ich diese unglückliche Waise anvertrauen, um sie vor der Verderbnis zu bewahren?

Wie ich oben erwähnte, befand sich meine Wohnung in der Nähe des Smolenskischen Friedhofes, also nicht weit von dem Orte, wo wir eben waren.

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/121&oldid=- (Version vom 1.8.2018)