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welche Aussicht ich hatte, meinen Kummer zu beseitigen! Nun, das will ich in kurzen Worten erklären.

Als ich von Gabriel wegging, hatte ich aus Versehen anstatt meiner alten Gummischuhe die seinigen, welche völlig neu waren, angelegt und als im Zimmer meine Blicke auf dieselben fielen, kam mir ein genialer Gedanke ein. Der Leser wird jetzt meine Absicht durchschauen, wenn nicht, so will ich darüber eine kurze Erklärung abgeben. In Petersburg ist unter den Studenten und ihnen ähnlichen armen Schluckern die Sitte des Verpfändens sehr verbreitet. Man bemerkt z. B. bei seinem Freunde eine Uhr, einen Ring, eine Busennadel u.s.w. und eines schönen Tages sieht man ihn ohne diese Sachen, wobei man stets auf die Frage, wo er diesen oder jenen Gegenstand hingethan habe, die Antwort erhält: „Ich habe ihn in die Lehre gegeben!“ Jetzt weiss nun der Leser, dass ich, da ich keinen Rubel in der Tasche hatte, gleichfalls meine Gummischuhe in die Lehre geben, nämlich bei einem Juden versetzen wollte.

„Fahren wir!“ sagte ich zu dem Mädchen, „mit Gottes Hülfe wird alles gehen!“

„Ich bin Ihnen unaussprechlich dankbar, womit habe ich denn Ihren Grossmut verdient?“

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/124&oldid=- (Version vom 1.8.2018)