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Plötzlich bemächtigte sich meiner ein schweres Leidgefühl, es war mir als ob meine Seele Höllenqualen leide und mein Gewissen sagte mir: Verunreinige nicht die Wohnung dieses keuschen Mädchens durch deine Anwesenheit! Ich ergriff schnell meinen Hut, näherte mich ihr und die Augen niederschlagend, nahm ich Abschied von ihr. Sie stand auf und mir ihre Hand reichend sagte sie:

„Sie gehen schon? … Darf ich hoffen, dass das nicht Ihr letzter Besuch war? Wann sehen wir uns wieder, mein treuer Freund?“

„Wie ich Ihnen gesagt habe, morgen um zwölf Uhr. Sollte ich mich nicht einfinden, so erwarten Sie mich abends, zwischen sieben und acht!“

Hierauf warf ich schnell meinen Mantel um und wie ein Rasender rannte ich die Treppe hinunter.

III.

Sobald die kalte Nachtluft meine Stirne umwehte, schwanden meine trüben Gedanken. Um meinen erhitzten Körper vor Verkältung zu bewahren, beschleunigte ich meine Schritte so sehr, dass ich beinahe laufend nach Hause eilte. Mariens Wohnung war fast vier Werst von der meinigen entfernt, aber da mein ganzes

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/148&oldid=- (Version vom 1.8.2018)