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„Du sagtest ja, dass du an solche Dinge nicht glaubst. Rietest du mir nicht vor ein paar Stunden, von Träumen nichts zu halten? Jetzt verlangst du meine Erklärung, um dann über mich zu lachen. Nein, Bruder, ich bin nicht so einfältig.“

„Was für ein sonderbarer Mensch du bist!“ sagte ich, „ich scherzte doch nur mit dir.“

„Scherz bei seite! Zwischen einem Traume und der Wirklichkeit besteht ein unerklärlicher Zusammenhang. Die Träume gehen oft in Erfüllung, besonders wenn im Leben des Menschen eine bedeutende Veränderung vorgehen soll. Gebe Gott, dass das alles, was ich gesagt habe, unrichtig sei! Ich wünsche es dir von ganzem Herzen, aber eine innere Stimme sagt mir, dass deine Bekanntschaft mit diesem Mädchen zu einem Unglücke führt. Ja, Michael, befolge diesmal meinen guten Rat! Überlasse dieses Mädchen seinem eigenen Schicksale, menge dich nicht in ihre Angelegenheiten und brich deine Bekanntschaft mit ihr ab. Weder sie wird ohne dich, noch du ohne sie zu Grunde gehen. Bilde dir ein, du seiest um eine Viertelstunde früher oder später über die Brücke gegangen! Hättest du sie da gesehen? Und wenn du sie nicht gesehen hättest, wärest du ihr nicht nachgegangen und wenn du ihr nicht

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/164&oldid=- (Version vom 1.8.2018)