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nachgegangen wärest, hättest du dich nicht in sie verliebt. Glaube mir, sie wird sich auch ohne dich aus ihrer Verlegenheit heraushelfen.“

Ich schwieg, denn da mir die Worte meines Freundes ziemlich überzeugend zu sein schienen, wusste ich auch gar nichts zu erwidern.

Das Talglicht war fast zu Ende gebrannt und es war nur noch ein winziges Stückchen übrig. Johannes stand daher auf, kleidete sich aus und legte sich zu Bette. Von meinen Augen war unterdessen der Schlaf völlig gewichen. Das Licht flackerte noch einmal auf und erlosch. „Gute Nacht!“ sagte Johannes, drehte sich auf die andere Seite und laut schnarchend schlief er ein.

Vor meiner aufgeregten Phantasie erschienen nun Tausend verschiedenartige Bilder, deren jedes sonderbarer als das andere war. Es war das weder ein Traum noch eine Erscheinung, sondern etwas zwischen beiden. In der Dunkelheit und Stille, in der ich mich befand, machten die Weissagungen meines Freundes einen mächtigen Eindruck auf mich. Vor meinen Augen erschienen fortwährend Särge, Gräber, Trauerkleider, Begräbniskerzen und Totengerippe, die mit höllischem Händeklappern um mich herum tanzten. Ein kalter Schweiss rieselte mir über die Stirn, erschrocken bedeckte ich meinen

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/165&oldid=- (Version vom 1.8.2018)