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„O entführe mich von hier, mein Teurer! Fliehe mit mir weit, weit weg von hier! O, wenn du mich nicht raubst, werde ich nie die Deine werden! Was zögerst du? Was wartest du hier?“ Diese und ähnliche Ausrufe und Fragen vernahm ich jeden Tag aus ihrem Munde und ein verzweiflungsvoller Trübsinn lag jedes Mal in ihren Blicken, wenn sie solche Worte an mich richtete. Leider, leider verstand ich damals diese Worte nicht und obgleich eine dunkle Ahnung mein Herz schwer plagte, legte ich ihrer verzweifelten Rede keine Bedeutung bei.

So vergingen mehrere Wochen, während welcher uns die Liebe immer enger an einander schloss, sich aber auch unsere beiderseitige Unruhe steigerte. Marie schien unsere Heirat beschleunigen zu wollen, mir aber war es unmöglich, ihren Wunsch so schnell zu erfüllen, denn meine Lage gestattete es mir nicht, und so verschob ich die Hochzeit bis zur Herbeischaffung der nötigsten Existenzmittel noch einige Wochen. Dieser Aufschub schien sie sehr zu beunruhigen, sie bat mich wieder, sie zu entführen und bestürmte mich von neuem mit ihren für mich unerklärlichen Bitten.

Eines Tages kehrte ich noch mehr als gewöhnlich aufgeregt und ermüdet nach Hause

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/171&oldid=- (Version vom 1.8.2018)