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wie ich dich liebe. Ja, um nicht einem Andern anzugehören, sterbe ich und zwar mit deinem Namen auf den Lippen! Meine Eltern verlobten mich schon vor ein paar Jahren mit dem einzigen Sohne ihres alten Freundes. Ich erkannte ihn als meinen Bräutigam an, ja, so lange ich dich nicht kannte, dachte ich sogar, dass ich ihn lieben könne. Gestern, bald nachdem du von mir weggegangen warst, kam er hier an und erinnerte mich an den Wunsch unserer Eltern und an meinen Schwur. Die ganze Zeit, die er bei mir weilte, schwieg ich und vermochte ihm nicht ein einziges Wort zu erwidern. Mein Wort zurückzunehmen, wäre ein Eidbruch und seinen Antrag anzunehmen übersteigt meine Kräfte. Lebe wohl, mein Einziger! Verwünsche mich nicht und wenn es dir möglich, gedenke mitunter der unglücklichen Marie! Nun, du erwachsenes, naives Kind, verstehst du jetzt, warum ich dich so stürmisch bat mich zu rauben, mich zu entführen? Ja, es war in deiner Macht mich zur Deinen zu machen, zu deiner Gattin, denn deine Braut konnte ich nicht länger sein, denn – ich war verlobt!“



C. G. Röder, Leipzig.
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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/174&oldid=- (Version vom 1.8.2018)