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„Was plapperst du?“ rief ich halb rasend und wie in der Meinung, als sei das Alles noch eine Fortsetzung meiner Nachtträume.

„Ja, junger Herr!“ bestätigte die andere Alte, „unsere Deutsche hat heute Nacht Gift genommen. Gott mache sie selig! Wir wussten gar nichts davon, aber als wir heute morgen die Theemaschine in ihr Zimmer trugen, sehen wir, dass sie noch unerwacht im Bette liegt, was früher niemals vorkam. Sie stand immer sehr früh auf, die Arme! Als wir uns dem Bette nähern und sie wecken wollen, was sahen wir da! Ihr Gesicht ist blass, die Augen halb geöffnet, der Körper erstarrt. Ich lief zum Hausknechte …“

Ich vermochte ihre Erzählung nicht weiter anzuhören, trat in das Zimmer ein und was sehe ich!

Ach, das Schreckliche solcher Bilder kann man wohl empfinden, aber nicht schildern!

Einer der Polizeibeamten übergab mir einen versiegelten an mich adressierten Brief.

Mit zitternden Händen öffnete ich denselben und las Folgendes:

„Verzeihe mir, geliebtester, teurer Michael! Verzeihe mir, dass dir die kurze Bekanntschaft mit mir nichts als Trauer und Sorge bereitet hat, aber höre mich an und du wirst sehen,

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/173&oldid=- (Version vom 1.8.2018)