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Melanganen für den Winter ein. Und was für eine Menge Backobst, Zwiebeln, Knoblauch! In ihrer Vorratskammer und im Keller sah es wirklich wie in einem Viktualienladen aus. Auf dem Basar wurde nur selten etwas gekauft. Wir hatten eine Kuh, nur eine, aber wer hätte damals Milch, Sahne, Käse und Butter gekauft! Es gab alles in Hülle und Fülle. Es sind nun schon fünf und zwanzig Jahre, dass das alles aufgehört hat. Unsere jetzigen Weiber sitzen den ganzen lieben Tag am Fenster oder vor dem Thore und knaubern etwas oder beklatschen die Nachbarschaft.

„Obstgärten und Bäume sind aus unserer Stadt ganz verschwunden, aber dafür haben sich Krankheiten und Gebrechen, besonders unter den Kindern vermehrt. Ja, ja, das haben schon viele beobachtet, ja, ja! Früher gab es in unserer Stadt keine so grossen Häuser aus Stein und Ziegeln mit eisernen Dächern, aber es gab auch nicht so viel zerfallene Häuser und verlassene Höfe. Früher, wenn der Maimond kam, da verwandelte sich die ganze Stadt in einen grossen Blumenkorb, weit und breit war die Luft erfüllt vom Dufte der Rosen, Lilien, Nelken und Kornblumen. Tausend verschiedene Vogelarten nisteten auf den Bäumen, die Nachtigallen sangen und wenn du früh

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)