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„Ja, Kinder habe ich allerdings nicht zu Hause, aber ich muss doch gehen, denn die Kühe sind schon längst von der Weide gekommen. Gewiss hat meine Alte schon gemolken und wartet, dass ich zum Thee komme.“

„Nein, nein, du bleibst hier; heute musst du bei uns Thee trinken.“

„Ach, ich würde schon bleiben, aber die Alte ist ja allein zu Hause.“

„Auch das lässt sich ändern; ich will gleich das Mädel zu deiner Frau schicken, damit sie zu uns kommt. Wir zwei können hier im Schatten Thee trinken und die Weiber mögen da in der Stube zusammen trinken; gut?“

„Es scheint so nicht schlecht zu sein, aber wozu sollen wir euch denn Umstände machen?“

„Was für Umstände? Wie machens denn Nachbarn anders? Weisst du denn nicht, dass ein guter Nachbar mehr taugt als ein Verwandter?“

„Ja, das ist beinahe so! Ja, lieber Sohn, in der alten, guten Zeit war es so, aber jetzt weiss man ja gar nicht mehr, was Nachbarschaft ist. Schau dich doch jetzt um in den Höfen, wo siehst du jetzt noch im Zwischenzaune ein kleines Thürchen, wie es früher überall war? Ja, früher brauchte einer nicht durch den Thorweg hinaus auf die Strasse zu

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/23&oldid=- (Version vom 1.8.2018)