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„Einmal fuhr Lasar früh morgens nach Rostow und brachte von dort eine Dienstmagd mit, die ein zwei Monate altes Kind hatte. Am Tage ihrer Ankunft wurde Lasars Frau nach dem Mittagessen plötzlich krank. Sie fing an zu schreien: „Ach, das Herz brennt mir, helft, holt einen Arzt!“ Lasar antwortete: „Das wird schon vorüber gehen, wahrscheinlich hast du zuviel Muttermilch und die ist dir in den Kopf gestiegen. Lege dich nieder, es wird schon vorüber gehen!“ An demselben Tage schickte er seinen Kutscher in die Dansche Kohlengrube um dort Kohlen zu kaufen, da sie dort billiger wären. Als sich seine Frau schon zwei Stunden gequält hatte, ging Lasar selbst aus, aber anstatt einen Arzt zu bringen, brachte er den Priester, damit er seine Frau mit den heiligen Sterbesakramenten versehe. Bald darauf starb sie auch.

„Lasar nahm nun das Kind und übergab es der neuen Dienstmagd mit den Worten: „Verrichte du keine sonstige Hausarbeit, sondern säuge mein Kind!“

„Dann eilte er zur Leichenwäscherin, bestellte beim Tischler einen Sarg und erst dann liess er die Verwandten holen. Als sich die Verwandten einfanden, lag die Verstorbene schon auf dem Tische und an den vier Enden

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/32&oldid=- (Version vom 1.8.2018)