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Lasar weiter. – „Wohin du willst, ich werde nicht „nein“ sagen,“ erwiderte das arme Mädel. – „Nun gut, da will ich mit dir nach Odessa fahren und dich dort in der Pensionsanstalt unterbringen. Dort werden die Töchter von Generalen, Fürsten und Gutsbesitzern erzogen. Magst du mit ihnen lernen, nur nimm dich in Acht, dass du nicht zurückbleibst! Ja, ja, in fünf, sechs Jahren musst du mir zwölf Sprachen erlernen, Fortepianspielen, Musik, Polken, Quadrillen, Stickereien, ja, alles musst du lernen!“ – „Ach, Papa, ich will alles lernen!“ „Nun gut!“ sagte Lasar, „ich gebe dir eine Woche Zeit zum Nachdenken. Wenn du bei deinem Worte bleibst, fahre ich mit dir nach Odessa.“ Fast wäre der Ärmsten das Herz geplatzt vor Freude, dass sie schreiben und lesen lernen würde. Nach einer Woche sah der Vater, dass das Mädel bei seinem Worte beharrte. Er lässt seinen Wagen laden, die Koffer daran binden, bekreuzt sich, setzt das Mädel auf den Wagen und fährt mit ihr nach Odessa. Dort übergiebt er sie der Vorsteherin der Pensionsanstalt, händigt der das nötige Geld ein und kehrt zurück. Einen oder zwei Monate blieb er hier in Nachitschewan, übergab dann das Haus und die Wirtschaft wieder der Wittwe und verschwand von neuem.

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)