Seite:PatkanjanDreiErzählungen.pdf/43

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mein Schwesterchen!“ mit solchen Worten begrüsste und verabschiedete sie die Armen.

„So verging ein Jahr. Einmal gaben sie bei Sakall ein Kränzchen und die Ärmste ohne zu wissen, welches Unheil ihr dort begegnen sollte, ging ganz harmlos hin.

„Ich muss dir hier sagen, dass bis zur Ankunft Katis aus Odessa, die zweitjüngste Tochter von Kurbaschi die schönste und feinste in der ganzen Stadt war. So wie nur Kati nach Nachitschewan gekommen war und sich unter den Leuten sehen liess, verlor Kurbaschis Tochter allen Wert, niemand sprach mehr von ihr und sie war ganz vergessen. Da wurde Fräulein Kurbaschi eifersüchtig, ihr Herz flammte auf und schaue nur zu, was für teuflische Dinge sie sich ausdachte!

„Auf dem Balle kommt sie zu Kati, thut wie eine Freundin mit ihr und fängt an mit ihr in gebrochenem russisch zu sprechen. Das sollte heissen: „Sieh, sieh, wenn ich auch nicht in Odessa auf der Pension war, so bin ich doch nicht weniger gebildet als du!“ – „Warum sprichst du zu mir russisch?“ fragte sie Kati, „wir sind doch beide Armenierinnen und verstehen armenisch. Ziehmt es sich denn für eine Armenierin mit ihrer Landsmännin in einer fremden Sprache zu sprechen?“ Fräulein

Empfohlene Zitierweise:
Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/43&oldid=- (Version vom 1.8.2018)