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Gehöftes, nahe am Nachbarzaune, standen mehrere hohe Bäume, Akazien, Feigen- und Pflaumenbäume, dazwischen vereinzelte Stachelbeersträucher, Rosenstöcke und Schlehdornsträucher und endlich nach der Strasse hin, gerade auf der Stelle, wo die Fenster des Hauses hingehen mochten, stand ein hoher grüner Feigenbaum.

Ich habe so manchen verödeten Hof gesehen und doch niemals im Vorübergehen darüber nachgedacht, wem er wohl gehört haben, wer wohl darin gewohnt haben mochte und wo wohl gegenwärtig seine einstigen Besitzer sein mögen. Sonderbarer Weise rief der Anblick dieses Hofes derlei Betrachtungen in mir hervor und wie ich ihn so anschaute, kamen mir die verschiedensten Gedanken in den Sinn. „Vielleicht,“ dachte ich bei mir, „hat hier ein kinderloser Junggeselle unter Seufzen und Klagen sein Alter verbracht und wie sein Leben ausging, sind auch die Wände vermodert. Dann ward das Haus herrenlos, die Fenster und Thüren standen offen und als die finstern Winternächte kamen, fielen die Nachbarn darüber her und schleppten ein Brett nach dem andern fort.“ Ja, verschiedene Gedanken kamen mir in den Kopf … Ach, so schwer ist es ein Haus zu bauen, und so leicht es niederzureissen!

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/50&oldid=- (Version vom 1.8.2018)