Seite:PatkanjanDreiErzählungen.pdf/58

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ein stiller, sanfter Mann, um dessen Mund immer ein Lächeln schwebte. „Was wünschest du, mein Kind?“ fragte er immer, wenn ich in seinen Laden trat. „Die Mutter lässt Sie grüssen!“ antwortete ich, „sie bittet Sie um das und das.“ – „Gut, gut, mein Kind, du sollst es haben,“ antwortete er gewöhnlich und gab mir noch immer ein Stück Zuckerkant mit den Worten: „Das ist für dich, iss es, das ist gut für den Husten!“ Es kam niemals vor, dass ich aus seinem Laden ging, ohne von ihm etwas bekommen zu haben. Mit Zuckerkant beschenkte er mich im Winter, zur Sommerszeit aber hatte er immer in seinem Laden ganze Schwingen voll Aprikosen, Pflaumen, Birnen und Äpfeln, was natürlich alles aus seinem eigenen Garten kam. Sein Garten stand damals – es werden dreissig oder fünf und dreissig Jahre her sein – in grossem Ruhme. Einmal schickte mich meine Mutter wieder zu Sarkis in den Laden, um, wie ich mich erinnere, Safran zum Pilaw zu holen. Sarkis gab mir, was ich verlangte, und da er wohl bemerken mochte, wie gierig ich die Obstschwingen anschaute, sagte er: „Nun, heute sollst du dir in meinem Garten gütlich thun, du weisst doch, wo mein Haus ist?“ – „Ja, ich weiss,“ antwortete ich, „nicht weit von der

Empfohlene Zitierweise:
Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/58&oldid=- (Version vom 1.8.2018)