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Anverwandte! Ich war für sie eine von der Strasse gekommene Fremde!

„Ja, solche gottesfürchtige Leute waren Sarkis und seine Frau. Die armen Schlucker glaubten, alle Menschen wären so reinen Herzens wie sie. Ich hatte schon damals eine Ahnung, dass das nicht gut enden würde und machte ihnen oft Vorstellungen und bat sie, sie möchten sich etwas vor den Leuten vorsehen, aber da hatte ich gut reden, denn sie sangen ihr altes Lied weiter.

„Wie ein süsser Traum vergingen mir die zehn Jahre bei diesen guten, von reiner Muttermilch genährten Leuten. Ich kannte weder Schmerz noch Trauer, noch dachte ich daran, was ich morgen essen oder womit ich mich bekleiden würde. Wie Gottes Hand freigebig ist, war auch ihr Haus für mich. Zwölf Monate lang im Jahre sass ich ruhig an meinem Spinnrade und besorgte mein Geschäft.

„Einmal während der Hundstage – Takusch war damals schon fünfzehn Jahre alt und begann ihr sechzehntes – breiteten wir gegen Abend nach alter Sitte im Garten einen Teppich aus, stellten ein Tischchen darauf und setzten uns um denselben herum, um Thee zu trinken. In unserer Nähe dampfte und siedete die glänzend reine Theemaschine und um uns

Empfohlene Zitierweise:
Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/68&oldid=- (Version vom 1.8.2018)