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Nicht nur, daß sie die Geldbeschaffung zu leisten hatten, sie mußten sich auch mit den geldgierigen italienischen Vermittlern in Venedig auseinandersetzen.[1]

Der Herzog von Modena brauchte damals zur Befriedigung seiner Gläubiger Geld und hatte den Entschluß gefaßt, eine größere Anzahl höchst wertvoller, ihm gehörender Bilder, besonders von Correggio stammend, an den sächsisch-polnischen Herrscher zu verkaufen. Graf Brühl leitete im wesentlichen die Verhandlungen. Der Dresdner Bankier Johann Thomas Rachel von Löwmannsegk erhielt den Auftrag, die Bezahlung und die Überführung der Bilder zu übernehmen, und bediente sich dazu der Unterstützung seines mittlerweile in Venedig ansässig gewordenen Bruders, des Handels­herrn Paul Moritz Rachel. Johann Thomas reiste auf Anweisung des Grafen Brühl mit einem vierten seiner Brüder im Juli 1745 nach Venedig, um die Zahlung der geforderten 100 000 Zecchinen zu ermöglichen und den kursächsischen Hofmaler Rossi in den Stand zu setzen, mit den Bildern nach Sachsen zu reisen.

Johann Thomas fand große Schwierigkeiten vor, denn die Gemälde waren als eine Art Hypothek oder Pfand, wie wir sagen würden, in einem Kloster verwahrt und der Sicherheit halber vermauert. Bei seiner Rückreise nach Dresden war die Angelegenheit noch nicht geregelt. Paul Moritz sollte die schwierige Ausgabe vollends lösen. Es war Gefahr vorhanden, daß den Herzog der Verkauf der Kunstschätze nach Sachsen gereue, weil sich für einen Teil der Bilder neue Käufer zu melden schienen, die nur für einen Teil schon eine sehr hohe Summe zahlen wollten. Eine andere Schwierigkeit war, daß die Unterhändler des Herzogs, unter ihnen ein mehr als bedenklicher Herr, namens Bondigli, über die Art der Bezahlung ganz besondere Forderungen erhoben. Der sächsische Hof wollte in Steuerscheinen (wir würden sagen Staatspapieren) zahlen. Die Italiener verlangten jedoch Barzahlung in Goldstücken. Das bare Geld war aber bei den venetianischen Bankiers nur schwer aufzutreiben; manche Häuser waren infolge der Zeitläufte ganz oder beinahe bankerott, andere


  1. Durch die Güte des Herrn Geheimrat W. v. Seidlitz konnte ich dessen Auszüge aus den diesen Kunsthandel betreffenden Gemäldegalerie-Akten benutzen.
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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/15&oldid=- (Version vom 27.2.2024)