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auch die ganz neu geschlagenen, gewogen werden, daß dabei alleinig im Gewicht ein großer Differenz auf die depositierte Partie, ohne die viele extra Unkosten zu rechnen, zum Schaden herausgekommen, und zwar habe mit dieser Sache schon zwei, drei Tage zu vielerlei Präjudiz und andere meiner Geschäfte verloren. Und dann ist es zu einem heftigen Disput wegen dem Geld in Banco gekommen, welchen Giro der Herr Marchese nicht hätte eingehen sollen. Ich mußte über Hals und Kopf Rat schaffen, mit größter Mühe und vielem Schaden so viel Zecchini effective aufzubringen, weilen die Instruction vom Herzog von Modena, sagt Bondigli, es nicht anders erlaube.“ Dieser Bon­digli, ein echter zäher Italiener, setzte es auch durch, daß gegen die 100 000 Zecchini (= 293,333 1/2 Tlr. = 2, 2 000 000 l.) die Rahmen der Bilder nicht mit ausgeliefert wurden, weil dies im Kaufvertrag nicht ausdrücklich festgelegt worden sei! – Am 6. Juli 1746 rollten die 5 Wagen, gefüllt mit den kostbaren Schätzen, aus Padua glücklich ab.

Ein sehr gutes Zeugnis stellt P. M. Rachel dem Marchese Rangoni aus: „es meritierte dieser venerable Cavalier, dessen Probität so schön hervorleuchtet, eine marque d'estime von Seiten des sächsischen Hofes. Vermeinet man ihm ein Präsent von Porcellain zu machen, müßte es ein recht hübsches Forniment[1] sein und ganz heimlich offerieret werden.“

Unsere Hochachtung vor Marchese Rangoni steigt, wenn wir später hören, daß er Schwierigkeiten macht, ein Geschenk anzunehmen. „Au contraire, S. Exc. ist intentioniert, 3 oder 4 Stück sehr rare Malereien, so er in eignem Besitz hat, Ihro Majestät dem König präsentieren zu lassen, gegen welche ihm sodann jede marque de satisfaction höchst erfreulich sein sollte.“

Trotz der schlechten Erfahrungen, die Rachel bei Abwicke­lung dieses Geschäftes hatte sammeln müssen, glaubte er doch nach einiger Zeit durch seinen Bruder Johann Thomas am Dresdner Hof neue Vorschläge zu Bilderankäufen machen zu sollen; es komme hierbei eine Kaufsumme von 100 000 Tlr. in Betracht, von denen sich aber gewiß noch etwas abhandeln lasse. Hieraus scheint sich jedoch nichts weiter entwickelt zu haben.


  1. Fornimento = Gerät, Hausrat.
Empfohlene Zitierweise:
Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/17&oldid=- (Version vom 1.3.2024)