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mit biedermeierlichen Bildern ausgestattet hat, zu denen der Hausfreund selbst die Fibelverse gedichtet hat. Die bescheidene Zimmereinrichtung jener Zeit, die Tracht des Hausherrn, seiner Frauensleute und seiner Kinder sind mit großer Treue wieder­gegeben. Verse, wie „des Lebens Mühen und Verdruß versüße dir dein Julius“, oder „Gott segne deiner Ehe Nest, das schon zwei Junge sehen läßt“ zeigen den herzlichen Ton, der in diesem kleinen Spiegel des täglichen Lebens herrscht. Es verging kein 15. Februar, an dem nicht, da es der Geburtstag des Familienhauptes war, irgendeine kleine poetische oder zeichnerische Huldigung gebracht wurde. Die zahlreich vorhandenen Gedichte, von bunten, „marmorierten“ oder allerhand merkwürdig verzierten Bogen umhüllt, zeugen natürlich mehr von liebevoller Gesinnung, als von dichterischer Leistung.

In den Jahren, in denen die Kinder noch klein waren, nahm der Vater sie gern mit, um ihnen besonders lehrreiche oder fesselnde Dinge zu zeigen; so im Jahre 1824 einen Elefanten, der in einer Bude zu sehen war.[1] Am 3. April 1825 ging er mit ihnen vor das Schwarze Tor, wo sie ein Bärenführer sehr ergötzte. In der Harmonie bewunderten die Kinder „die Künste eines französischen Jongleurs“. An einem Feiertag wanderte man in eine Bude mit Wachsfiguren. Später, als die Kinder schon verständiger waren, sahen sie sich mit dem Vater „panoramische“ Gemälde an, die ihnen Wien, Padua, Venedig, Rom, Neapel und Pompeji zeigten.

So lange die Kinder noch nicht weit laufen konnten, wurde dann und wann ein Fiaker genommen und nach nicht allzu weit gelegenen Punkten, so nach dem Bautzner Chausseehaus (Ecke der neuen Radeberger Landstraße, jetzt abgetragen) oder auf Reisewitzens (an der Weißeritzbrücke in Vorstadt Plauen einst gelegen) gefahren. Doch ging es auch weiter hinaus: bis Golberode, bis Pillnitz. Hier besahen sie sich das nach dem Brande 1818

zum Teil neu aufgeführte Schloß, insonderheit die Hofküche; ja,


  1. Wie lange die Dresdner Verhältnisse sich vielfach gleich blieben, geht aus einer Notiz vom März 1857 in seinem Ausgabebuch hervor. In diesem Monat hat er sich mit seinen Enkeln – einen Elefanten für 17 Gr. an­gesehen! Im folgenden Jahr bemerkt er ebenda: in der Affenkomödie!
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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/40&oldid=- (Version vom 3.3.2024)