an Pharao’s Hofe zu leben, während seine armen Brüder gezwungen werden sollten, Ziegel zu brennen, ohne daß man ihnen Stroh dazu gäbe.[1]
Da also die Furcht des Allmächtigen sein Herz tief durchdrungen hatte, schlug er es großmüthig aus, ein Sohn der Tochter Pharao’s genannt zu werden, und wählte lieber ein Leben voller Trübsale mit den so sehr verachteten und unterdrückten Israeliten, und ein Gefährte aller ihrer Leiden und Gefahren zu seyn, als eine zeitlang die Ergötzlichkeiten der Sünde zu genießen; indem er die Schmach Christi, die er wegen dieser unweltlichen Wahl erdulden mußte, für größern Reichthum als alle Schätze jenes Reichs hielt.
§. 17. Moses handelte hierin auch nicht so thöricht, als man wähnte. Er hatte einen guten vernünftigen Grund für sein Benehmen, denn es heißt von ihm: „Er sah auf die Belohnung hin.“[2] Er schlug nur einen kleinen Vortheil aus, um einen größern zu erlangen. In dieser Wahl übertraf gewiß seine Weisheit die der Egypter; denn jene erwählten die gegenwärtige Welt, die doch so ungewiß als das Wetter in ihr ist, und verloren dadurch jene, die ewig währet. Mose blickte tiefer und weiter; er wog die Genüsse dieses Lebens in der Wage der Ewigkeit, und fand, daß sie da kein Gewicht hatten. Er ließ sich nicht durch einen augenblicklichen Besitz, sondern durch die Beschaffenheit und Dauer der Belohnung bestimmen. Sein Glaube hielt seine Neigungen im Zügel, und lehrete ihn, die Freuden der Selbstliebe der Hoffnung einer künftigen bessern Belohnung aufzuopfern.
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/065&oldid=- (Version vom 1.8.2018)