§. 18. Jesaias giebt uns gleichfalls ein nicht unbedeutendes Beispiel dieser segensvollen Selbstverleugnung. Aus einem Hofmanne ward er ein Prophet, und verleugnete die weltlichen Vortheile seines erstern Standes, um an dem Glauben, der Geduld und den Leiden des letztern Theil zu haben. Durch diese Wahl verlor er nicht allein die Gunst der Menschen, sondern ihre Gottlosigkeit, die durch seine in scharfem und kühnem Tadel derselben sich laut aussprechende getreue Anhänglichkeit an Gott aufs höchste in Wuth gebracht war, machte ihn auch endlich zum Märtyrer. Er ward unter der Regierung des Königs Manasse auf eine grausame Art mitten von einander gesägt. So starb dieser große Mann, der auch gewöhnlich der evangelische Prophet, oder der Evangelist des alten Bundes genannt wird.
§. 19. Von vielen andern Beispielen will ich nur noch eins anführen, nämlich von der Treue Daniels, dieses heiligen und weisen Jünglings, der, sobald seine äußern Vortheile mit seinen Pflichten gegen den allmächtigen Gott in Widerspruch geriethen, sie alle verleugnete und aufgab, und statt auf seine eigene Sicherheit bedacht zu seyn, vielmehr gar nicht darauf achtete, sondern, ohne die ihm drohende Gefahr zu scheuen, nur die Ehre Gottes durch getreue Erfüllung seines Willens zu befördern strebte. Dieses setzte ihn freilich zuerst dem Untergange aus; allein zuletzt erhob es ihn, – als ein Beispiel zur großen Aufmunterung für Alle, die, wie er, in bösen Zeiten ein gutes Gewissen zu bewahren trachten, – zu hohem Ansehen in der Welt; so, daß durch seine ausharrende Treue der Gott Daniels groß und furchtbar in den Augen der heidnischen Könige ward.
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/066&oldid=- (Version vom 1.8.2018)