Gott annahmen; denn der Versucher, der sie zu diesem ganzen Unglücke gereizt und verleitet hatte, versah sie nun mit einer eiteln Erkenntniß und schädlichen Weisheit, mit Geschicklichkeit und Fertigkeit im Lügen und zweideutigen Reden, und mit List, Ausreden und Entschuldigungen zu machen. Das gerade, rechtschaffene, reine Herz des Menschen, dieses ihm anerschaffene göttliche Ebenbild, nahm die Eigenschaften der krummen, sich windenden und drehenden Schlange, das Bild des ungerechten, unreinen Geistes an, dessen Versuchungen ihn, durch seine eigene Nachgiebigkeit, und durch seinen Ungehorsam gegen Gott, um seine paradiesische Glückseligkeit brachten.
§. 5. Dieser unglückliche Fall beschränkt sich aber nicht allein auf Adam; denn Alle, die das herrliche Gesetz Gottes in ihren Herzen übertreten haben, sind wirkliche Kinder seines Ungehorsams. Sie haben, wie er, von der verbotenen Frucht gegessen; nämlich das gethan, was sie nicht hätten thun sollen, und das unterlassen, was sie schuldig waren, zu thun. Sie haben gegen das von Gott empfangene Maß des Lichts und der Erkenntniß gesündigt, den göttlichen Geist betrübt und daher auch die Erfüllung des schrecklichen Ausspruchs erfahren: „Welches Tages du davon issest, wirst du des Todes sterben.“[1] Das heißt: sobald du thust, was du deiner Erkenntniß nach nicht thun solltest, wirst du aufhören, in der Gunst Gottes zu leben, und den Genuß des seligen Friedens seines Geistes verlieren. Dieses ist das Sterben jener unschuldigen und heiligen Sehnsucht und Zuneigung die Gott dem Menschen anerschuf; der geistliche Tod, der ihn kalt, erstarrt und fühllos für die Liebe
- ↑ 1. Mos. 2, 17.
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/129&oldid=- (Version vom 1.8.2018)