Gottes, für den Einfluß seines Geistes, seiner Kraft und Weisheit macht, und ihn des Lichts und der Freude seines Angesichts, der Ueberzeugung eines guten Gewissens, und des Mitzeugnisses und Beifalles des heiligen Geistes beraubt.
§. 6. Die Erkenntniß Gottes, die Adam in seinem gefallenen Zustande besaß, bestand also nicht mehr in einer täglichen Erfahrung der Liebe und des Werks Gottes in seiner Seele, sondern bloß in einer Wissenschaft und Vorstellung von Dem, was er früher davon erkannt und erfahren hatte. Da dieses nun nicht die wahre, lebendige Weisheit, die von oben kommt, sondern gewissermaßen nur eine Abbildung derselben ist, so kann sie den Menschen auch nicht in der Reinheit des Herzens bewahren, sondern dienet vielmehr dazu, daß sie ihn mit einer hohen Meinung von sich selbst aufblähet, ihn stolz auf seine erhabenen Begriffe und Einsichten, und, Widersprüche zu ertragen, ganz unfähig macht. Dieses war der Zustand der abgefallenen Juden, ehe Christus erschien, und ist noch immer, seit seiner Erscheinung, der Zustand der abgewichenen Christen; indem ihre Religion, wenn man einige leibliche Uebungen ausnimmt, theils nur in der Erinnerung dessen, was sie ehemals von dem Werke Gottes in ihrem Innern erkannten, und wovon sie abgewichen sind, theils in einem bloß historischen Glauben und eingebildeten Begriffe, oder in wörtlicher Auslegung der Erfahrungen und Weissagungen jener heiligen Männer und Weiber bestehet, die zu allen Zeiten den Namen und Charakter der wahren Kinder Gottes verdienten.
§. 7. So wie nun eine solche Erkenntniß Gottes nicht wahr und wesentlich ist, so lehret uns auch die Erfahrung,
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/130&oldid=- (Version vom 1.8.2018)