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das Betragen Derer, die sich uns darin widersetzten, uns überflüssig damit versehen haben. Indessen muß es uns genügen, „daß die Weisheit von ihren Kindern gerechtfertigt wird.“[1] Wir entsagen dem Gebrauche der Dinge, von deren Eitelkeit und Nichtübereinstimmung mit dem wahren Christenthume wir überzeugt sind, und indem wir so gegen leere Formen uns bloß verneinend oder verweigernd verhalten, legen wir sie ab, führen aber keine neue dafür ein.

§. 9. Die Welt hängt so sehr an Zeremonien und an der Außenseite der Dinge, daß es deshalb wohl der göttlichen Weisheit in allen Zeitaltern gefallen hat, mit ihren Gnadenaustheilungen an die Menschen allezeit unter einer Gestalt hervorzutreten, die ihren eingeführten Gebräuchen entgegen war; um dadurch sowohl den menschlichen Erfindungen zu widersprechen, als auch die Aufrichtigkeit der Anhänger und Bekenner der Wahrheit zu prüfen. Ja, ihre gegenwärtige Erscheinung dienet auch der Welt zu einem Prüfsteine. Sie zeigt, wieviel Gelassenheit, Wohlwollen, Uneingenommenheit und Mäßigung die Menschen besitzen; und wenn sie an dem einfachen unansehnlichen Aeußern der Wahrheit, deren Schönheit innerlich ist, sich nicht so sehr stoßen, daß sie ihr den Eingang in ihre Herzen verschließen, so kann dieses ihnen wichtige Aufschlüsse gewähren. Denn wer einen kostbaren Edelstein darum ausschlägt, weil er ihm in einem einfachen Kästchen dargeboten wird, der zeigt, daß er ihn nicht nach seinem wahren Werthe schätzt, und wird sich auch aus seinem Besitze nichts machen. Darum nenne ich die einfache Sitte, zu welcher die Wahrheit


  1. Matth. 11, 19.
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Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/159&oldid=- (Version vom 1.8.2018)