Philon: Ueber Abraham (De Abrahamo) übersetzt von Joseph Cohn | |
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sich wüster Zecherei und Schmauserei und gesetzwidrigen Ausschweifungen zuwandten. Sie zerstörten in ihrer Weibertollheit nicht blos fremde Ehen, sondern Männer verkehrten auch geschlechtlich mit Männern, ohne Scheu vor der gemeinsamen Natur, die sie mit ihren Mitschuldigen verband; diese Knabenverführer[1] erhielten zwar den klaren Beweis, dass sie auf diese Weise ihre Manneskraft unnütz vergeudeten, aber der Beweis fruchtete nichts, weil sie von zu heftiger Begierde sich [21 M.] überwältigen liessen. 136 Indem sie nun allmählich Männer daran gewöhnten das zu dulden, was dem weiblichen Geschlechte zukommt, riefen sie bei ihnen die Weiberkrankheit hervor, ein schwer zu bekämpfendes Uebel: nicht nur erzeugten sie in den Körpern weibliche Schwäche und Weichlichkeit, sondern auch in den Seelen brachten sie eine niedrige Gesinnung zustande, und soweit es an ihnen lag, hätten sie das ganze Menschengeschlecht vernichten können. Denn wenn allzumal Hellenen und Barbaren hierin übereinstimmend solchen Verkehr üben wollten, würden die Staaten der Reihe nach wie durch pestartige Krankheit entvölkert werden und alsbald veröden. [27] 137 Aber Gott, der Helfer und Menschenfreund, hatte Erbarmen und verlieh dem natürlichen Verkehr von Männern und Frauen, der nur zum Zwecke der Kindererzeugung gepflegt wurde, reichen Segen; jene widernatürlichen und unsittlichen Verbindungen aber verabscheute er und machte sie zu nichte, und alle, die von Leidenschaft für solche erfüllt waren, verwarf er und bestrafte er, nicht mit den üblichen, sondern mit ganz neuen und aussergewöhnlichen Strafen. 138 Er befahl nämlich plötzlich dem Himmel, sich zu bewölken und einen starken Regen, nicht von Wasser, sondern von Feuer hinabzusenden. Als nun ein Flammenmeer mit grosser Heftigkeit unaufhörlich herniederfuhr, verbrannten Aecker und Wiesen, dichtbelaubte Haine und bewachsene Talgründe und tiefe Waldungen; es brannte die Ebene und alle Getreidefrucht und die übrige Saatfrucht, es brannten auch die baumreichen Stellen des Berglandes, und Stämme samt den Wurzeln gerieten in Brand; 139 auch Gehöfte und Häuser und Mauern und
Philon: Ueber Abraham (De Abrahamo) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloAbrGermanCohn.djvu/35&oldid=- (Version vom 11.5.2019)
- ↑ παιδοσποροῦντες ist wohl in παιδοφθοροῦντες zu korrigieren. [L. C.]