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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

Berge mit schattigen Bäumen durchwoben waren, ganz besonders aber die Bergkämme und alle tiefgelegenen Schluchten. 229  Auch die Städte überschauten sie und fanden, dass sie in zweifacher Beziehung sehr fest waren, sowohl durch ihre günstige Lage als auch durch die Stärke ihrer Umfassungsmauern. Dann blickten sie prüfend auch auf die Bewohner und fanden, dass ihre Menge unermesslich war und dass sie hochgewachsene Riesen oder in dem ungeheuren Mass ihrer Körper an Grösse und an Kraft Riesen ähnlich waren. 230 Nach diesen Wahrnehmungen blieben sie noch einige Zeit, um alles noch genauer kennen zu lernen – denn der erste Eindruck ist schwer festzuhalten und kann nur allmählich durch Länge der Zeit sich fest einprägen –, und zugleich pflückten sie eifrig von den Baumfrüchten, und zwar nicht von solchen, die eben die erste Härte zeigten, sondern von solchen, die bereits zu reifen begannen, um dem ganzen Volke solche Früchte zu zeigen, die nicht leicht (auf dem Wege) verderben konnten. 231 Am meisten aber erregte die Frucht des Weinstocks ihre Bewunderung; die Trauben waren nämlich ungewöhnlich gross, mit ihren Ranken und Schösslingen sich weit ausbreitend, ein wunderbarer Anblick. Sie schnitten eine ab und hängten sie an eine Stange in die Mitte, deren beide Enden sie zwei Jünglingen aufluden, und trugen sie abwechselnd, einander ablösend, so oft sie die bisherigen Träger zu sehr drückte, denn es war eine sehr schwere Last. Aber in Bezug auf das Notwendige waren sie nicht eines Sinnes. 232 (42.) Schon auf dem Wege vor ihrer Heimkehr brach unter ihnen mannigfacher Streit aus, aber dieser war leichterer Art, denn sie wollten nicht durch Meinungsverschiedenheit und einander [p. 118 M.] widersprechende Meldungen Unruhe unter dem Volke erregen; schlimmer aber wurden die Zwistigkeiten nach ihrer Rückkehr. 233 Die einen nämlich weckten in den Hörenden Furcht, indem sie über die Festigkeit der Städte und die zahlreiche Bevölkerung jeder einzelnen ausführlich berichteten und in ihrer Rede alles ins Grossartige übertrieben, die anderen dagegen suchten allem, was sie gesehen hatten, das Uebermässige zu benehmen und mahnten den Mut nicht sinken zu lassen, sondern an dem Plan der Einwanderung festzuhalten,

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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/060&oldid=- (Version vom 1.8.2018)