Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt | |
|
auf seine Worte gar nicht, die anderen hatten vielleicht aus Furcht vor Züchtigung nicht den Mut näher zu treten, weil sie entweder die Strafe von Moses’ Hand zu fürchten hatten oder die Auflehnung des Volkes; denn immer ist die Menge denen feindlich, die nicht ihre Torheit mitmachen. 170 Nur der sogenannte Levitische Stamm allein eilte, dem Rufe gehorchend, wie auf ein Losungswort eifrig herbei und bewies so durch seine Schnelligkeit die Bereitwilligkeit und den [p. 161 M.] eifrigen Drang der Seele zur Frömmigkeit. 171 Als Moses sie wie aus den Schranken der Rennbahn um die Wette heraneilen sah, sprach er: „Ob ihr nicht bloss mit den Leibern, sondern auch mit dem Herzen in solchem Eifer zu uns kommt, das sollt ihr sofort beweisen. Jeder ergreife ein Schwert und töte alle, die getan haben, was vielfachen Tod verdient; denn sie haben den wahren Gott verlassen und sich Götter gemacht, die fälschlich diesen Namen tragen; sie nannten vergängliche, geschaffene Wesen mit dem Namen des Unvergänglichen, Unerschaffenen; er schone selbst Verwandte und Freunde nicht, als Freundschaft und Verwandtschaft betrachte er allein die Frömmigkeit der Edlen“. 172 Dieser Aufforderung mit Bereitwilligkeit entgegenkommend – denn sie waren im Herzen jenen schon geradezu entfremdet, seitdem sie den begangenen Frevel gesehen hatten –, töten sie gegen 3000 Jünglinge von denen, die noch vor kurzem ihre liebsten Freunde gewesen waren. Als die Leichen mitten auf dem Versammlungsplatze lagen, wurde die Menge bei ihrem Anblick einerseits von Mitleid mit ihnen ergriffen und begann andrerseits die noch immer glühende und zornerfüllte Entschlossenheit der Vollstrecker des Todesurteils zu fürchten und kam so durch Furcht zur Besinnung. 173 Moses aber dachte in Anerkennung ihrer Heldentat an eine Ehrung für sie und sicherte ihrer Tat den ihr angemessenen Lohn: die für Gottes Ehre freiwillig einen Kampf unternommen und in kurzer Zeit zu glücklichem Ende geführt hatten, sollten gebührendermassen seines Dienstes gewürdigt werden durch Erlangung des Priestertums.
174 (21.) Da es aber nicht nur eine Klasse der im heiligen Dienste Tätigen gab, sondern den einen, die bis ins Allerheiligste
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/040&oldid=- (Version vom 1.8.2018)