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Philon: Ueber die Weltschöpfung (De opificio mundi) übersetzt von Joseph Cohn

4:3 –, die harmonische aus 3 Zahlen, 6, 8 und 12. 109 Bei der harmonischen Proportion unterscheidet man aber zwei Arten; die eine entsteht, wenn die Differenz der letzten Zahl von der mittleren sich zur Differenz der mittleren von der ersten so verhält wie die letzte Zahl zur ersten. Einen klaren Beweis erhält man aus den vorliegenden Zahlen 6, 8, 12: die letzte (die 12) ist das Doppelte der ersten (der 6), und die Differenz ist auch das Doppelte; denn 12 ist um 4 grösser als 8 und 8 um 2 grösser als 6, 4 aber ist das Doppelte von 2. 110 Die andere Art der harmonischen Proportion entsteht, wenn die mittlere Zahl um denselben Bruchteil sich von den äusseren Zahlen unterscheidet; denn die mittlere, die 8, übertrifft die erste Zahl um 1/3; zieht man nämlich 6 ab, so bleiben 2 übrig, das ist ein Drittel der ersten Zahl; die 8 wird aber, von der letzten Zahl um das Gleiche übertroffen; denn wenn 8 von 12 abgezogen wird, so ist der Rest 4, das ist ein Drittel der letzten Zahl.

[38.] 111 So viel sei bemerkt über die hohe Würde, die das Schema oder die Figur, oder wie man es sonst nennen muss, besitzt; so viele Eigenschaften und noch viel mehr zeigt die Sieben im Bereich des Unkörperlichen und Geistigen. Aber ihre Natur dehnt sich noch weiter aus und erstreckt sich über das ganze sichtbare Sein, den Himmel und die Erde, die Grenzen des Alls. Denn welcher Teil der Welt ist nicht Freund der Sieben, ist nicht überwältigt von Liebe und Sehnsucht nach der Sieben? 112 Der Himmel ist, wie man sagt, von sieben Kreisen umgürtet; ihre Namen sind: der nördliche und der südliche Polarkreis, der Frühjahrs- und der Herbstwendekreis, der Aequator, der Tierkreis, endlich die Milchstrasse. Der Horizont nämlich ist nur unsere subjektive Empfindung, da die sinnliche Wahrnehmung, je nachdem einer weit- oder kurzsichtig ist, bald einen kleineren bald einen grösseren Kreis absteckt. 113 Die Planeten ferner, das Himmelsheer, das dem der Fixsterne entgegengesetzt ist, werden in sieben Ordnungen geteilt; sie zeigen sehr viel Hinneigung zur Luft und zur Erde; denn jene (die Luft) verändern und verwandeln sie in die sogenannten Jahreszeiten, indem sie in jeder dieser Jahreszeiten unzählige Veränderungen herbeiführen, durch Windstille,

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Philon: Ueber die Weltschöpfung (De opificio mundi) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloOpifGermanCohn.djvu/45&oldid=- (Version vom 9.9.2019)