Philon: Ueber die Cherubim (De Cherubim) übersetzt von Leopold Cohn | |
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denn Gott zu dienen ist der höchste Stolz und nicht nur mehr wert als Freiheit, sondern auch als Reichtum und Macht und alles, was das Menschengeschlecht gern hat. 108 Für die Herrschaft des Seienden ist ein wahrhafter Zeuge der göttliche Ausspruch, der also lautet; „und das Land soll nicht zu sicherem Besitz verkauft werden, denn mein ist das ganze Land, denn ihr seid nur Fremdlinge und Beisassen vor mir“ (3 Mos. 25,23). Erklärt die h. Schrift damit nicht ganz deutlich, dass alles Besitz Gottes ist und den Geschöpfen nur der Niessbrauch zusteht? 109 Denn, so heisst es, als fester Besitz soll nichts in der geschaffenen Welt einem verkauft werden, weil es nur einen [p. 159 M.] gibt, dem eigentlich der Besitz aller Dinge sicher ist. Gott hat nämlich alles, was er geschaffen, allen nur als Lehen gegeben; er hat keins von den Einzeldingen so vollkommen gemacht, dass es nicht durchaus eines andern nötig hätte, damit es in seinem Verlangen das zu erreichen, was es braucht, dem, das es gewähren kann, sich nähern muss, und dieses wieder jenem und beide einander. 110 So im Austausch und im Verkehr mit einander sollten sie nach Art der aus verschieden tönenden Seiten zusammengefügten Leier zu inniger Gemeinschaft gelangen und zusammenstimmen, indem durch gegenseitiges Geben und Nehmen alles beiträgt zur Vollendung der ganzen Weltordnung. 111 So bedürfen auch unbeseelte Dinge der beseelten Wesen, vernunftlose der vernünftigen, Bäume der Menschen und Menschen der Pflanzen, wilde Tiere der zahmen und zahme der wilden, das männliche des weiblichen und weibliche des männlichen, kurz gesagt die Landtiere der Wassertiere, die Wassertiere der Lufttiere und die Vögel der vorgenannten; ferner bedarf der Himmel der Erde und die Erde des Himmels, die Luft des Wassers und das Wasser des Lufthauches; und hinwiederum haben die mittleren Naturen Verlangen nach einander und nach den hochstehenden und die hochstehenden nach den mittleren und den gleichstehenden; 112 der Winter endlich braucht nötig den Sommer und der Sommer den Winter, der Frühling beide und der Herbst den Frühling, und jedes braucht jedes und so zu sagen alles braucht alles, damit das Ganze, dessen Teile sie sind,
: Ueber die Cherubim (De Cherubim) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1919, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonCherGermanCohn.djvu/033&oldid=- (Version vom 3.12.2016)