das Newtonsche Gesetz durch ein anderes, viel komplizierteres, ersetzen.
Man nimmt also für das Licht eine solche Geschwindigkeit an, daß die damit verträglichen astronomischen Gesetze so einfach als möglich sind.
Wenn die Seeleute oder Geographen eine Länge bestimmen, so haben sie genau das Problem zu lösen, das uns beschäftigt. Sie müssen, ohne in Paris zu sein, die Pariser Zeit berechnen.
Wie machen sie das?
Entweder nehmen sie einen nach Pariser Zeit gerichteten Chronometer mit. Das qualitative Problem der Gleichzeitigkeit ist auf das quantitative der Zeitmessung zurückgeführt. Ich brauche nicht auf die dies letzte Problem betreffenden Schwierigkeiten zurückzukommen, da ich weiter oben lange dabei verweilt habe.
Oder sie beobachten eine Himmelserscheinung, etwa eine Mondverfinsterung, und nehmen an, daß diese Erscheinung an allen Punkten der Erdkugel gleichzeitig gesehen wird.
Dies ist nicht ganz richtig, weil die Ausbreitung des Lichtes nicht augenblicklich vor sich geht; wenn man eine unbedingte Genauigkeit wollte, so müßte man nach einer umständlichen Regel eine Korrektion vornehmen.
Oder sie bedienen sich endlich des Telegraphen. Es ist klar, daß die Aufnahme des Signals in Berlin zum Beispiel später erfolgt, als die Aufgabe des gleichen Signals in Paris. Das ist die Regel von Ursache und Wirkung, die oben besprochen worden ist.
Aber um wie viel später? Gewöhnlich vernachlässigt man die Dauer der Übertragung und betrachtet die beiden Ereignisse als gleichzeitig. Aber um streng zu sein, müßte man wieder eine kleine Korrektion machen, die eine umständliche Rechnung erfordert. Man macht sie in der Praxis nicht, weil sie viel geringer sein würde
Henri Poincaré: Das Maß der Zeit. Der Wert der Wissenschaft, B. G. Teubner, Leipzig 1898/1906, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PoincareMass.djvu/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)